Conor O’Halloran et al.:

Dieser Artikel „Tuberculosis due to Mycobacterium bovis in pet cats associated with feeding a commercial raw food diet“ ist das Ergebnis der Untersuchungen, warum 13 englische Wohnungskatzen gehäuft mit dem Erreger Mycobacterium bovis infiziert wurden, obwohl solche Fälle sonst nur sehr selten auftreten und wenn dann eher bei Freigängern in ländlicher Umgebung. Bei M. bovis handelt es sich um den Erreger der Rindertuberkulose, welcher auch auf Menschen übertragen werden kann. Der umgekehrte Infektionsweg (Mensch auf Katze) funktioniert aber auch. Die Symptome sind bei der Katze meist unspezifisch und werden oftmals durch Apathie, Gewichtsverlust und Hautveränderungen (kleine knötchenartige Hautareale/Geschwüre) eingeleitet. Später entstehen dann durch die Granulombildung in den betroffenen Organen verschiedene Symptome, je nach Infektionsherd. Auch großflächige Wunden sind möglich. Bei oraler Aufnahme ist meist auch der Magen- Darmtrakt betroffen. Die Behandlung ist schwierig und vor allem langwierig (2 bis 6 Monate) und der Ausgang ungewiss. 13 Katzen in 5 Haushalten waren zwischen August und Dezember 2018 mit dem Bakterium M. bovis infiziert worden. Als Ursache dieser Infektion wurde das Fertigbarf in der Sorte „Wild“ von Natural Instinct identifiziert. Im Oktober 2018 wurde der Hersteller zum ersten Mal informiert, die Rückrufaktion wurde jedoch erst im Dezember 2018 eingeleitet. Rotwild wie Hirsch, Reh kann wie heimisches Nutzvieh mit M. bovis infiziert sein. In England sind interessanterweise aber besonders Dachse Hauptüberträger. Eine Infektion sollte bei der Fleischbeschau auffallen. Im Artikel wird erwähnt, dass der Rückruf mit der folgenden Begründung durchgeführt wurde: „weil einige der Inhaltsstoffe nicht den EU-Anforderungen entsprechend geprüft wurden. Das Fehlen einer Inspektion bedeutet, dass die Sicherheit des Produktes nicht bestätigt werden und daher ein potenzielles Risiko darstellen kann“. Seit Bekanntwerden gab es weitere Untersuchungen, wobei am Ende 45 von 90 Katzen in insgesamt 30 Haushalten mit M. bovis infiziert waren.

Nachzulesen unter:  https://doi.org/10.1177/1098612X19848455

Eigene Anmerkungen:

Bei uns kommt ja auch hauptsächlich B.A.R.F. in den Napf. Diese Kurzinformation über das Geschehen in England soll jetzt keine Angst schüren und gegen das BARFen bashen, sondern euch dazu anhalten immer wachsam zu sein. Bakterien werden im Netz gerne als völlig ungefährlich für Katzen verkauft, da „die Magensäure alles abtötet“. Das ist aber nicht der Fall, es sind auch schon Katzen an Salmonellen gestorben. Auch hier wieder: Das ist jetzt kein Plädoyer dafür, wie gefährlich die Rohfütterung ist, sondern eine Anregung, dass man sich mit den Risiken beschäftigt und sie kennt. Es ist ein Appell an eure Aufmerksamkeit. Wir sind sehr sicher, dass M. bovis bei den völlig verschiedenen, möglichen Symptomen irgendwo ganz am Ende einer Diagnose stehen würden und falls eure Katze mal daran erkranken sollte, dann erinnert ihr euch vielleicht an diesen Fall und könnt dieses fiese Bakterium mit ins Spiel bringen.  Bei uns wird es weiterhin Wildfleisch im Napf geben, das ist ja auch tolles Fleisch, aber ebenso werden die Katzen hier beobachtet und einem regelmäßigen Mini-Gesundheitscheck unterzogen. Dabei würden viele Sachen auffallen, die ein erstes Indiz für ernstere Erkrankungen sein könnten. Findet man solche Indizien – wie zum Beispiel Hautveränderungen – dann sollte man dem weiter auf den Grund gehen.

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