Hey Folks, während ihr das lest, habe ich schon meine letzte Ruhestätte eingenommen, ich bin seit einer Woche nicht mehr da. Mein Frauchen ist immer noch erschüttert, dass sie mir bei all dem Wissen, was wir hier angehäuft haben, nicht mehr Leben schenken konnte. Dabei hat sie letztendlich dafür gesorgt, dass ich nicht als ausgemergelter Kater mit stumpfem Fell abgetreten bin, wie es häufig bei dem Sammelsurium der Krankheiten vorkommt, die ich hatte. Ich sah bis zum Schluss super aus und so täuschte mein äußeres Erscheinungsbild gern darüber hinweg, wie krank ich eigentlich war. Das fühlte Frauchen über unser enges Band, das wir all die Jahre hatten, dass die Schritte kürzer werden und das Leben schwerer.
Als letztes Jahr im Frühjahr klar war, dass ich ein schon sehr kranker Kater bin, kletterten die Werte stetig weiter nach oben, egal wie viel und wie gut Frauchen mich umsorgte. Vor 7 Wochen war dann auch schon klar, dass ich „nicht mehr OP-fähig“ bin und letzten Donnerstag war mein Herzchen dann nochmal deutlich schlechter geworden, so dass klar war, warum ich nicht mehr auf die Versuche ansprach, meine Atemnot zu stoppen und dass es selbst wenn, nur eine Frage von Tagen gewesen wäre. Diese unfassbare Entscheidung fiel Frauchen dann in all der unsäglichen Schwere irgendwo leicht, weil sie mir das Versprechen gegeben hat, mich nicht leiden zu lassen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Und dass es darum geht, den Tagen mehr Leben zu geben und nicht dem Leben mehr Tage.
In ihren Armen durfte ich dann in Würde einschlafen und mit zurück nach Hause kommen.
Da wir während dieser Zeit aber eine ganz wichtige Sache gelernt haben, die heute immer noch nicht ausreichend bekannt ist, ist mir dieser letzte Artikel wichtig, den ich noch loswerden kann, solange das Band noch so stark ist. Eigentlich war der Artikel eh schon in der Schublade. Ich werde mich dabei aber auf das Nötigste beschränken und ohne große Quellenangaben und Klugscheissereien das Wichtigste loswerden. Frauchen fällt es ohnehin schwer genug, das Ganze in den Äther zu schicken.
Es geht um die Feline Aortenthrombose, ein echt beschissenes Kapitel im Krankheitsbuch der Katzen. Dabei bildet sich häufig bei einer HCM durch den turbulenten Blutfluß im linken Atrium ein Gerinnsel, das noch prima durch die Aorta passt, aber in den kleineren distalen Arterien steckenbleibt. Häufig in der Aorta abdominalis, welche für die Blutzufuhr in die Hinterbeine zuständig ist.
Die Kandidaten sind dann auch häufig auf einen Schlag gelähmt. Haben Schmerzen und schreien fürchterlich. Es ist kein Puls fühlbar, die Ballen werden weiß und kalt. Das Herz ist in der Regel auffällig und die Lunge wird oft mit einem Ödem bedacht. Dies ist ein akuter Notfall und die Prognose ist nicht wirklich gut.
Das richtige Protokoll findet sich in dem folgenden Artikel, den wir hier verlinken möchten:
Zeitschrift Katzenmedizin #13 ab Seite 44: https://just4vets.online/uploads/magazines/CATS-13-EPAPER.pdf?v=1680267250
Dieser Fallbericht gibt den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder und zeigt, dass die Katze das sogar überstehen kann, wenn sofort richtig gehandelt wird.
Warum wir darauf kommen? Nun, dank Anika von Haustiger wurden wir schon frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass es bei Katzen mit HCM häufiger vorkommen kann, dass sich eine Aortenthrombose entwickelt und dass diese durch die regelmäßige Gabe eines Blutverdünners minimiert werden kann. Das Mittel der Wahl ist dabei Clopidogrel mit 18,75 mg alle 24 Stunden, was in der Regel einer Viertel Tablette entspricht, da Clopidogrel meist in 75 mg-Packungen daherkommt. Wir hatten das bereits Zuhause, wollten aber noch Leerkapseln besorgen, weil es scheußlich schmeckt.
Anfang Oktober dann der Schock für Frauchen: Ich konnte nicht mehr richtig laufen. Sie dachte sofort an eine Aortenthrombose. Dazu passte aber nicht, dass es eher ein Humpeln war und das Beinchen an sich normal durchblutet und warm und ich ansonsten auch völlig normal war. Es gab dann direkt eine Ladung Clopidogrel und morgens ab zum Tierarzt. Die konnten das Protokoll aber nicht erfüllen, Puls in den Beinen war normal da und es war fraglich, was es überhaupt war, aber Frauchen wollte da keine Zeit verlieren, falls es doch eine Thrombose ist und so ging es weiter in die Tierklinik. Da war ich schon etwas besser drauf, Puls war weiterhin da, bis auf das Humpeln war ich total normal und beim Schall keine Marker zu sehen, aber mein Herz war halt schon echt schlecht. Sollte das irgendwas orthopädisches sein, war ich damit nicht mehr OP-fähig.
Frauchen bekam dann das Protokoll aufgetragen, das auch in dem Artikel beschrieben ist.
Subkutane Spritzen 3 x am Tag mit einem Thrombosemittel (Enoxaparin) und weiterhin das Clopidogrel. Eine Woche später war das Humpeln nur noch leicht zu sehen und ich wurde bei dem Thrombosemittel von Spritzen auf Tabletten umgestellt. Im Prinzip ging es mir da auch lauftechnisch wieder ganz gut und meine eh schon gut gefüllte Pillendose hat zwei weitere Medikamente dazugewonnen. Ob es eine „halbe“ Aortenthrombose war oder ein Effekt der doppelten Dosis des Solensia für meine Arthrose 6 Tage zuvor, was Frauchen auch vermutet hatte, werden wir nicht mehr erfahren.
Aber ihr sollt erfahren, dass man eine Aortenthrombose weitgehend vermeiden kann. Das Risiko ist bei der Tierart Katze generell höher als bei anderen. Bei Katzen mit HCM sogar deutlich erhöht. Und ebenso bei Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), welche bei mir ja auch ausgeprägt vorhanden war. Bei vielen Tierärzten ist dies noch nicht bekannt. Auch bei unserer Tierärztin war das Wissen so neu, dass sie sich erst noch kurz informieren musste, was heute der Goldstandard ist. Goldstandard sind pro Tag ¼ Tablette Clopidogrel 75 mg oder 2 x ¼ Tablette Rivaroxaban 10mg als Xarelto. Letzteres ist wirklich sehr teuer (98 Tabletten haben uns 320 Euro gekostet), wird aber von einigen Katzen besser vertragen als Clopidogrel und gibt den Stand der Wissenschaft von 2023 wieder.
Also informiert euch, bohrt nach, entscheidet mit. Vorbeugen ist möglich und wirklich wichtig.
Farewell, Euer Jasper.
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