Uih, das wäre natürlich worst case, wenn ich hier nicht mehr aktiv an der Essenszubereitung teilnehmen könnte. Dann würde Mama ja machen wie sie meint. Das kann nicht richtig sein!

Damit das nicht dazu kommt haben wir euch mal alle Informationen zusammengesucht, die im Zusammenhang mit „dem Ding“ erwähnenswert sind und auch warum und wieso und was passieren kann.

Das Bakterium Clostridium Botulinum kennt ihr eher umgangssprachlich als ‚Botulismus‘ oder ‚Botulinumtoxin‘ und einige wenige Dosenöffner kennen das auch aus kosmetischen oder medizinischen Gründen (natürlich NUR aus medizinischen, ne? Gegen eure Dystonie * vermut *) in ganz spezieller Form als BOTOX®.

Clostridium Botulinum ist aber mehr, damit wird nämlich eine ganze Gruppe bezeichnet und das gibt auch unglaublich viel interessantes zu berichten – viel schwarz und weiß, mehr schwarz als weiß *zugeb* – und auch ganz viel grau. Und das graue und das schwarze – und wenig weiße, das gucken wir uns jetzt mal näher an.

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(grau und schwarz und ganz wenig weiß)

Gestatten? Mein Name ist ‘Clostridium Botulinum’

Auch wenn wir jetzt am liebsten singen würden „Du kannst nach Hause fahr’n, Du kannst nach Hause fahr’n“ begrüßen wir den alten Closti ganz freundlich und unterhalten uns mal mit ihm.

Der Closti lebt in einer Familie, den Botulinums, und hat noch eine Menge Geschwister mit doofen Namen. Die heißen A, B, C, D, E, F, G und H. Der ‚H‘ ist noch ganz klein und wurde 2013 erst entdeckt. Die anderen sind schon uralt.

Die Familie gehört zu den sog. anaeroben, grampositiven Bakterien, welche Exotoxine ausscheiden. „Anaerob“ bedeutet, dass die Aktivität unter Ausschluß von Sauerstoff stattfindet.

Was von dem Botulinum Bakterium dann so fabriziert wird, das sind die sog. Exotoxine. Toxine können grob in zwei Gruppen eingeteilt werden, wobei die Grenzen da bei den gewaltigen Fortschritten der Wissenschaft in den letzten Jahren teilweise auch schon verwaschen sind. Diese beiden Gruppen sind einmal Toxine, die aus Proteinen bestehen, den sog. Exotoxinen und Toxinen auf ‚Zuckerbasis‘, den Lipopolysacchariden, die man dann Endotoxine nennt.

Hier haben wir aber die Proteinbasis, die Exotoxine und davon kann das Bakterium C.botulinum genau sieben verschiedene bilden. Darunter befinden sich Neurotoxine, Enterotoxine und Hämotoxine, wobei das Hauptaugenmerk auf den Neurotoxinen liegt. ((Buch: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung – Robert Ebermann, Ibrahim Elmadfa – Springer Verlag – 2011))

Diese Neurotoxine sind dann auch böse, böse, böse. Sie sind nämlich das giftigste natürliche Toxin der Welt. Würden Bakterien zu den Tieren zählen, hätten wir somit – et voila – das giftigste Tier der Welt. Aber ist es ja nicht. * Medaille wieder wegnehm *

Schon Werte im nano-Gramm-Bereich können töten. Das sind 0,000000001 in Zahlen für 1 ng. Nicht nur Mäuse, auch Katzen, Hunde, Kinder und Menschen. Die Höhe der tödlichen Dosis hängt vom Körpergewicht ab. Es ist also kein vernachlässigbares Risiko, über das wir uns hier unterhalten, sondern ein ernstzunehmendes Risiko, welches wir unter allen Umständen vermeiden sollten.

Warum das Bakterium auch in der Katzenernährung ein Thema ist und dass sich C.botulinum auch vor eurer Tür findet, das bringen wir euch jetzt ein wenig näher.

Von der Spore zum Teufelswerk

Erste Symptombeschreibungen gab es schon vor 250 Jahren. Dokumentiert wurde das Bakterium mit eigenem Namen aber erst 1895 von dem belgischen Mikrobiologen van Ermengem, der dazu die bei seinem Mentor Robert Koch erworbenen Techniken einsetzte, nachdem etliche Musiker an verdorbenem Schinken erkrankten. Er nannte das Bakterium zunächst Bacillus Botulinus, abstammend von „botulus“ – die Wurst. (Jetzt wissen wir, woher der Name Linus kommt, die alte Wurstbazille.) Der Name wurde dann später geändert, als man es in die Gruppe der 1924 gegründeten „Clostridien“ einordnen konnte. Die Clostridien umfassen eine Gruppe von Bakterien, welche zur Toxinbildung fähig sind. Bekannt ist aus dieser Gruppe auch das Bakterium C.tetani, welches für den altbewährten Tetanus verantwortlich ist.

C.botulinum hat als Überlebensstrategie die Sporenbildung für sich entdeckt. Das heisst, dass bei lebenswidrigen Umständen Sporen gebildet werden, die wiederum extrem umgebungsresistent sind, also auch bei Sauerstoff überall existieren können. Ändern sich die Umgebungsbedingungen wieder zu ‚optimal‘ für das Bakterium, also zu anaerob, dann bilden sich aus den Sporen wieder Bakterien, die oben beschriebene Toxine bilden.

Die Sporen des C.botulinum kommen in unserer Umwelt überall vor. In der Erde, im Schlamm oder im Gewässersediment, auf dem Kompost oder auf mit Resten aus der Biogasanlage gedüngten Feldern konnten überall schon Sporen nachgewiesen werden. Bei Futter, welches für die Nutzviehhaltung gelagert wird, reicht schon eine tote Maus, um ganze Wagenladungen an Stroh, Heu oder Silagen zu verseuchen. Sogar in Staubsaugerbeuteln wurde schon C.botulinum nachgewiesen! ((Studie: Infant Botulism Acquired from Household Dust Presenting as Sudden Infant Death Syndrome – NEVAS et al. – 2005))

Dazu ist C.botulinum extrem resistent gegen Kälte oder Hitze. Einfrieren macht dem unsympathischen Gesellen gar nichts aus und Erhitzen erst ab einer längeren, durchgehend hohen Temperatur. Fleischkonserven, wie es unser Dosenfutter zum Beispiel ist, werden daher durch einen Sterilisationsprozess bei 123°C von 3 Minuten bis zu eine Stunde lang erhitzt. ((Buch: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung – Robert Ebermann, Ibrahim Elmadfa – Springer Verlag – 2011))

Und? Was kann die Wurstbazille so?

Die doofen Namen von den ganzen Brüdern haben wir oben schon angedeutet. In Wirklichkeit gibt es dann aber nochmal Abstufungen. Die Familie ist also viel größer als man denkt. Wenn man einen ‚Genotypologen‘ fragen würde, dann bestünde die Familie auch aus über 30 Subtypen. Diese werden dann mit einer Zahl oder einem Buchstaben versehen und heißen dann AF oder C1, um die vorhandenen Varianten der Neurotoxine zu kennzeichnen. ((Studie: Genetic Diversity within Clostridium botulinum Serotypes, Botulinum Neurotoxin Gene Clusters and Toxin Subtypes – Karen K. Hill and Theresa J. Smith – 2013))

Verschiedene Varianten eines Neurotoxins wirken dann auch unterschiedlich. So sind für den Menschen die Typen A, B, E und F gefährlich, während die wenigen vorhandenen Fälle bei Felinen bisher durch den Typ C verursacht wurden.

Gefährlich sind diese Neurotoxine für Lebewesen, weil sie die Ausschüttung von Acetylcholin hemmen, was die Lähmung der Reizleitung der Nerven zur Folge hat. Werden dann die Muskeln von wichtigen Organen gelähmt, sieht das ganz übel aus. Die Organe versagen – in der Regel die Lunge zuerst – und dann ist Dauer-Tüüüüüüt.

Die unterschiedlichen Varianten der Botulinum-Neurotoxine (BoNT) wirken dabei auch unterschiedlich auf den Körper ein. Und sie können sogar Komplexe aus verschiedenen Varianten bilden.

Hier mal die schematische Wirkweise:

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Bild: „Mechanism of Action of Botulinum Toxin“ nach ARNON et al., 2001 ((Studie: Botulinum toxin as a biological weapon: medical and public health management, ARNON et al. 2001))

Im Bild sehen wir die Übertragung von Neuronen an den Synapsen einer Nervenzelle, wie sie fortwährend unzählige Male im Körper abläuft. Wichtige Bausteine sind dabei die 3 SNARE-Proteine, das vesikuläre Synaptobrevin, die membranständigen Syntaxine und SNAP-25. Diese SNARE-Proteine sind für die Weiterleitung von Acetylcholin zuständig, welches u.a. als Neurotransmitter für die willkürliche Muskelkontraktion zuständig ist, also überall, wo der Muskel eine Tätigkeit verrichten muss, so z. B. wenn ihr einen Finger bewegt, oder schluckt oder ganz einfach ein- und ausatmet oder dass euer Herz wieder langsamer schlägt.

Der Vorgang ist unglaublich kompliziert, bei Interesse könnt ihr mal nach Exozytose suchen.

Für uns reichen die Informationen:
* die SNARE Proteine sind unglaublich wichtig
* die SNARE Proteine sind für die Weiterleitung von Acetylcholin zuständig
* Acetylcholin ist für die willkürliche Muskelbewegung zuständig

Was jetzt im Körper passiert, wenn BoNT, also das Botulinumneurotoxin, an den Synapsen angekommen ist, ist dass die SNARE Proteine gespalten werden und nicht mehr ihre Arbeit verrichten können. Während bei den BoNT/A,B,D,E,F,G nur eines der Proteine gespalten wird, sind es bei BoNT/C gleich 2: SNAP-25 und Syntaxin. (SCHIAVO et al., 2000).

Biochemie? Ernsthaft? Ich bin gelangweilt! Wo hat man denn als Rohfütterer jetzt Berührungspunkte mit „dem Ding“?

Ja, ja, ich mach ja schon.

Also einmal habt ihr einen Berühungspunkt bei der Rohfütterung im richtigen Handling mit Fleisch und andererseits bei Nassfutter, dabei ist es egal, ob das in Dosen, Beuteln oder Schälchen daher kommt.

Besonders wichtig ist das richtige Handling beim Auftauen von rohem Fleisch.

Beim Nassfutter könnt ihr herzlich wenig Einfluss nehmen. Für euch sichtbar ist eine mögliche Toxinbildung an dem Aufgasen der Verpackung, der sog. Bombage. Dabei wölbt sich die Dose nach oben und gibt beim Öffnen ein Zischgeräusch von sich, normalerweise gefolgt von einem üblen Geruch. Beutel blähen sich auf und Schälchen wölben sich ebenfalls. Die Verpackung von rohem Fleisch, welches zum Auftauen herausgelegt wurde, wölbt sich ebenfalls.

Bei Nassfutter ist ein möglicher Hauptgrund, dass dies nicht ausreichend erhitzt wurde, wie es besonders bei der Kaltabfüllung vorkommen kann. Solltet ihr solch ein Nassfutter erwischt haben, wäre es sehr nett von euch, wenn ihr dies meldet. Es könnte sich um eine ganze Charge handeln und andere Tiere dadurch gefährdet sein, deren Halter nicht so aufmerksam sind. Am besten meldet ihr dies an eine offizielle Stelle wie euer örtliches Veterinäramt. Es kann sein, dass diese euch dann an die zugehörige Stelle des jeweiligen Bundeslandes weiter verweisen. (gilt für Deutschland)

Das Risiko von Botulismus wird weltweit sehr ernst genommen. Es wird daher unglaublich viel unternommen, dass ihr damit keine Abenteuer erleben müsst. Dennoch ist die Gefahr allgegenwärtig, durch das ubiquitäre Vorkommen der Sporen und deren hoher Resistenz. Zudem fühlen sich die Sporen in ausgerechnet dem pH-Wert von Fleisch besonders wohl.

Angenommen, ihr habt nun eine solche Ladung an Rohfleisch erwischt. Die Sporen lauern nur darauf, dass ihr einen Fehler macht. Und prompt! Ihr werft das gefrorene Fleisch in den geschlossenen Vakuumverpackungen zum Auftauen in die Badewanne in warmes Wasser. Die Sporen tanzen Samba und produzieren munter neue Bakterien und die dazugehörigen Toxine.

Die Katze frisst das Fleisch und kann 12-24 Stunden später nicht mehr stehen, weil sie die Muskeln nicht mehr anspannen kann, was man auch als schlaffe Lähmung bezeichnet. Als nächstes kommt in den nächsten 24 Stunden eine Atemnot hinzu, eine Untertemperatur (35,8°C), eine erhöhte Herzfrequenz und am nächsten Tag ist dann das Dauer-Tüüüüt wahrscheinlich.

Die Symptome sind so in der einzigen Studie von ELAD et al. 2004 ((Studie: Natural Clostridium botulinum Type C Toxicosis in a Group of Cats – ELAD et al. – 2004)) über Katzen und Botulismus dokumentiert worden, welche in Jerusalem als Hinterhofkatzen einer Tierklinik die Reste eines in einer Stromleitung verendeten Pelikans essen ‚durften‘, nachdem dieser veterinärmedizinisch untersucht wurde und wovon 4 von 8 Katzen starben.

Neben dieser Studie gibt es bei den kätzischen Carnivoren noch Studien über Großkatzen von z.B. SHAMIR et al. aus 2008 ((Studie: Botulism in four captive Lion Cubs; Clinical Manifestations and an Environmental Survey – SHAMIR et al. – 2008)) , die in einem Zoo in Tel Aviv durchgeführt wurde, nachdem 4 Löwenkitten nach dem Verspeisen eines toten Ponys aus dem Zoo, in dem sie beheimatet waren, ähnliche Symptome zeigten wie die Katzen mit dem Pelikanfleisch zuvor. An dieser Studie wirkte auch Daniel Elad mit, der Hauptautor der Katzenstudie. C.botulinum konnte dadurch relativ zügig identifiziert werden und wurde auch im Bodengrund gefunden, auf dem das tote Pony lag. Dazu noch in 4 weiteren Bodenproben in 45m Entfernung. Die anderen Bodenproben in der Nähe waren negativ, ebenso wie die Stuhlproben der restlichen Ponys.

Pferde sind besonders empfänglich für C.botulinum, weswegen die Intoxikation dort auch einen eigenen Namen hat, die Equine Grass Sickness (EGS), die sich jedoch nicht nur auf C.botulinum bezieht sondern auch auf C.perfringens Typ A (COTTRELLet al., 1999). Die Pferde nehmen dabei das mit Sporen behaftete Gras auf und unter besonderer Belastung wie Hochleistung, Stress oder Krankheit können die Sporen den Darm besiedeln und dort auskeimen. Ein Zustand, welcher dann eine chronische Verlaufsform finden kann. Aber zurück zu den Ponyfressern.

Durch eine rasche Einleitung verschiedener Standardmaßnahmen konnte der Tod der 4 jungen Löwen verhindert werden, dennoch dauert es 4-6 Wochen zur vollständigen Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit.

Die Zahl der Fälle ist bei Menschen sehr gering, in der Regel sind dies laut Robert-Koch-Institut bei uns lediglich 10 pro Jahr, welche auch ordnungsgemäß gemeldet wurden, wobei das in anderen Ländern auch heute noch 1.000 pro Jahr sein können. Die Meldepflicht besteht nur bei Menschen, nicht bei Tieren. In der Literatur findet man für kätzische Fleischfresser nur wenige Beispiele, diese scheinen relativ unempfänglich zu sein, wobei es dagegen bei Nerzen und Füchsen zu einer besonders hohen Sterblichkeitsrate kommt. ((Studie: Type C Botulism due to Toxic Feed Affecting 52.000 Farmed Foxes and Minks in Finland – LINDSTRÖM et al., 2004))

Ey, Kater! Laber doch nicht so viel. Also alles halb so wild?

Hömma! Ich versuche Dir hier was beizubringen!

Die Antwort ist ein entschiedenes: Jein.

Wir haben oben schon grob zwei Wege angedeutet, die das Toxin in den Körper nehmen kann.

Einmal wird es bereits vorher gebildet und dann aufgenommen. Das ist der ‚klassische‘ oder auch ‚akute‘ Weg. Der andere Weg ist der, den wir bei den Pferden oben angerissen haben, nämlich die Variante, wenn nur die Sporen in den Körper eines Menschen, eines Tieres oder einer Katze gelangen, sich im Dünndarm anheften und dort erst aus den Sporen neue Bakterien produziert werden, welche die Toxine bilden.

Dieser Fall ist besonders beim Wundbotulismus und beim Säuglingsbotulismus im Zweibeinerbereich erwähnenswert und als ‚viszeraler‘ oder chronischer Botulismus im Tierbereich.

Beim Wundbotulismus gelangen die Sporen in die Wunde und bilden dort neue Bakterien und die Toxine aus. Die Wirkung ist hier stark verzögert, es dauert u.U. 7 Tage, bis man etwas merkt. (MERSON und DOWELL, 1973).

Der Säuglingsbotulismus kann auch für Katzen (und Hunde) noch interessant werden, denn dieser wird auch für den sog. „plötzlichen Kindstod“ verantwortlich gemacht. (BÖHNEL et al., 2001a) Als Rohprodukt ist oftmals auch Honig mit C.botulinum-Sporen behaftet. Wird dem Säugling dann durch Unwissenheit Honig verabreicht um ihn z.B. zum Milchtrinken zu animieren, oder wenn die Nucki mit Honig eingerieben wird, dann gelangt das Bakterium in den Darm, der noch keine ausreichende Schutzfunktion aufbauen konnte und die Spore wird in vivo zum Bakterium, welche eben das Toxin bildet, mit dem wir euch jetzt schon mehrfach auf den Senkel gegangen sind. Bei dem geringen Gewicht und der offenliegenden Schwachstelle Darmflora kann das Toxin relativ leicht zur Atemlähmung führen und das Kind erstickt.

Für Kinder gilt: Unter 12 Monaten keinen Honig in oder an das Kind!

Keine schöne Sache, erwähnen wir deswegen auch so ausführlich, weil es für Katzen und Hunde auch schon viele Artikel mit Honig als Wundermittel gibt. In Kitten, Welpen, alte oder kranke Tiere gehört daher unserer Meinung nach auch kein Honig, vor allem, wenn es Krankheiten sind, wo die Darmflora ohnehin geschädigt ist wie zum Beispiel bei einer IBD oder nach einer Antibiotikabehandlung.

Ein gesunder Darm ist auch hier die beste Magie als Verteidigung gegen die schwarzen Künste, welchen man durch Pre- und Probiotika (sollten immer zusammen gegeben werden) unterstützen kann. ((Dissertation: Untersuchungen zu Auftreten von Clostridium botulinum, betriebsspezifischen Risikofaktoren und Symptomen beim Krankheitsbild des viszeralen Botulismus – Stefanie Engels – 2014))

Der chronische Botulismus

In diesem Zusammenhang sollten wir ebenfalls kurz über den chronischen Botulismus sprechen, der schon in der Vergangenheit viele verunsichert hat. So wurden seit 1995 bereits viele Rinderherden dahingerafft und im gleichen Zuge ganze Existenzen von Landwirten ausgelöscht. Da immer auch Botulinumtoxine gefunden wurden, lag die Vermutung nahe, dass es sich bei den Rindern um eine eigene Verlaufsform handeln könnte, ähnlich wie sie beim Säugling oder beim Pferd vorliegt. Im Jahr 2014 gab es dazu ein abschließendes Ergebnis einer Studie der TiHo Hannover, welche die Vermutungen NICHT bestätigen konnte. (HOEDEMAKER et al.,2014 ) ((Studie: Viszeraler Botulismus – Ergebnisse eines Forschungsprojektes – HOEDEMAKER et al. – 2014))

Eine andere Erklärung, die weit logischer klingt, aber in dieser Studie nicht mit untersucht wurde, ist dass die gefundenen Botulinumtoxine nicht ursächlich gefunden werden, sondern zufällig und eine andere ‚Vorgeschichte‘ nur den Weg bereitet hat. So ist nachweislich das Herbizid „Glyphosat“, welches heute weltweit ein begehrtes Produkt ist und u. a. von Monsanto unter dem Namen Roundup vertrieben wird, im Urin von Menschen und Tieren nachweisbar, die nicht in direktem Kontakt gestanden haben. Ebenso hat eine Leipziger Forschungsgruppe um Professor Monika Krüger herausgefunden, dass Glyphosat die gesundheitsfördernden Bakterien in der Darmflora schädigt. ((Studie: Detection of Glyphosate Residues in Animals and Humans – Krüger et al. – 2014)) Es liegt also die Vermutung nahe, dass es sich bei dem chronischen Botulismus in Wirklichkeit um eine chronische Glyphosat-Vergiftung handelt, welche dem BoNT und anderen nur Tür und Tor in die Kuh (oder den Menschen) öffnet.

Milch und Fleisch von solch ‚erkrankten‘ Kühen gelangt regelmäßig auch in den Handel, wenn die Symptome sich zu spät zeigen, was wiederum als Gesamtsumme aller Einzelursachen eine mögliche Erklärung sein könnte, warum Menschen oder Tiere ebenfalls Symptome einer Glyphosatvergiftung zeigen.

Wer mehr über dieses Thema lesen möchte, dem können wir den Artikel der Albert-Schweitzer-Stiftung empfehlen: Glyphosat: Auswirkungen auf die Natur

Auch bei Katzen gab es schon den Verdacht eines chronischen Botulismus. Tierärztin Dr. Heigl aus Kolbermoor bei Rosenheim hat dazu öffentlich Informationen bereitgestellt und auch einen Artikel in der Fachzeitschrift „Grosstierpraxis“ veröffentlicht, als sie noch auf der Suche nach Antworten war. Allerdings scheinen die Erkrankungen lokal begrenzt zu sein und ein chronischer Botulismus unwahrscheinlich. Sie hat auch mittlerweile eine Seite zu Glyphosat angelegt, die leider noch keine Inhalte enthält. Eventuell greift die Erklärung einer chronischen Glyphosatvergiftung auch hier. Logisch wäre es.

Wildfleisch oder ganze Wildtiere sind dann in der Diskussion nochmal eine Stufe höher angesiedelt, denn bei ihnen ist der Kontakt mit Glyphosat wahrscheinlicher, als auch der zur Düngung auf Felder aufgebrachte Rest aus Biogasanlagen, zu dessen Bestandteilen auch Tierkadaver gehören und damit die Wahrscheinlichkeit auf Sporen oder Toxine von C.botulinum erhöht. Wildfleisch sollte daher etwas genauer unter die Lupe genommen werden, was Herkunft, Verarbeitung, Lagerung und Auftauen angeht.

Aber zurück zum Botulismus selbst.

Welche Gegenmittel gibt es?

Es gibt sogar Antitoxine der verschiedenen Typen, die allerdings innerhalb der ersten 24 Stunden verabreicht werden müssten, da sie nur die freien Toxine binden und aus dem Körper schleusen können. Sind die Toxine einmal angekommen, gibt es keine Möglichkeit mehr einzuwirken. Ein Test auf BoNT ist sehr kostspielig. Und meist lassen die Symptome andere Ursachen vermuten. Bei Menschen wird daher schon mit Antitoxinen behandelt, bevor überhaupt ein Ergebnis vorliegt.

In dieser Situation kann es helfen, wenn ihr euch an das hier Geschriebene erinnert und u. U. den richtigen Denkanstoss geben könnt, wenn sich in der Verlaufskette Indizien für eine Vergiftung mit C.botulinum finden lassen.

Waren es früher rund 60 % Todesfälle nach einer Intoxikation mit C.botulinum, so sind es heute nur noch einstellige Prozentzahlen, was man den Antitoxinen zu verdanken hat.

Und um das nochmal deutlich herauszustellen: Botulismus ist keine Infektionskrankheit, die übertragbar ist, sondern eine Vergiftung.

Ok, ok, ich bin überzeugt. Das Ding das fast gar nicht vorkommt, ist böse. Wie verhindere ich das nun?

Die Toxine von C.botulinum können sich bereits ab Temperaturen von 3,3 bis 15°C bilden und benötigen nur 20 Minuten um über eine erste Toxizität zu verfügen. Dabei sollen die Toxine des für uns sehr interessanten C.botulinum Typ C erst ab Temperaturen von 15°C gebildet werden.

Es ist daher ein Auftauen im Kühlschrank zu empfehlen sowie ein Anschneiden der Folie bei vacuumiertem Fleisch, um der Verpackung das anaerobe Milieu zu nehmen.

Ein Tipp: Man kann auch im Kühlschrank im Wasserbad auftauen. Das verkürzt die Auftauzeit nochmal um ein paar Stunden. So könnte das aussehen:

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Anhand der obigen Beispiele mit dem Pony und dem Pelikan, die auch nicht eingeschweisst, eingefroren und aufgetaut wurden, seht ihr, dass das Vacuumieren kein Hauptthema ist, sondern nur ein weiterer Verdächtiger, den man sehr einfach ausschließen kann.

Die Entstehung von BoNT setzt natürlich voraus, dass zuvor eine Kontamination stattgefunden hat. Nachdem auch in Staubsaugerbeuteln schon C.botulinum gefunden wurde, klingt einleuchtend, dass es theoretisch schon ausreicht, wenn Katz die Abkürzung über den Komposthaufen nehmen würde und wo ihr gerade bei der Fleischzubereitung seid, lockerflockig auf das Schneidebrett hüpft und dabei ein paar Bakterien links und rechts fallen lässt. Andere Möglichkeiten sind natürlich, dass die Kontamination bereits vorher stattgefunden hat oder das Wild so leicht zu schießen war, weil es sich eh grad schlecht bewegen konnte, nachdem es das Toxin schon aufgenommen hat.

Da es an dieser Stelle so unglaublich einfach ist, einen Sicherheitshinweis zu befolgen, sollte man dies auch tun. Folie anstechen und im Kühlschrank auftauen ist kein Akt. Selbst wenn ihr größere Mengen auftaut, könnt ihr oftmals die Gemüsefächer eures Kühlschranks herausnehmen und durch eine kleine Wanne ersetzen, in der ihr das Fleisch (die Organe, den Fisch) dann im Wasserbad auftaut. Bereits zubereitete Portionen sollten wegen der noch höheren Kontaminationsgefahr ausschließlich im Kühlschrank mit geöffneter Folie oder geöffnetem Deckel aufgetaut werden.

Und wo ist jetzt das Weiße?

Ja, wir haben euch auch etwas Gutes im Schlechten versprochen, das stimmt.

Das gibt es bisher aber nur in Tierversuchen (Buuuh!) oder im Humanbereich.

So kann das Toxin zum Beispiel hilfreich bei Epilepsie sein und Anfälle verhindern ((Action of botulinum neurotoxins in the central nervous system: antiepileptic effects – BOZZI et al. – 2006)), es ist bei Bewegungsstörungen das mittlerweile beste Mittel, auch beim Schielen durch zu starke Zugkraft eines einzelnen Augenmuskelstrangs wurde es bereits erfolgreich eingesetzt.

Patienten mit übermäßiger Schweissproduktion sind dankbare Empfänger, auch in der Schmerztherapie findet das Toxin einen sinnvollen Platz.

So, ihr habt es geschafft. Toi, toi, toi weiterhin.

Felix qui potuit rerum cognoscere causas.