Stiftung Warentest hat Katzenfutter getestet und endlich ist mal wieder was los in der Katzenszene. Das Thema haben wir damals wie genügend andere Blogger durchgekaut und einiges an neuen Erkenntnissen beigesteuert, die sich dankenswerterweise auch immer noch zahlreicher Klicks erfreuen. Zum einen war das unser Beitrag darüber, welcher Hersteller hinter den getesteten Sorten steht, nur um herauszufinden, dass es am Ende nur wenige gemeinsame Nenner gibt. So stammen die bei Discountern erhältlichen Futter zumeist aus einer einzigen Futterschmiede. Sog. Whitelabelprodukte, die nur wenig Unterschiede haben, aber viele Gemeinsamkeiten. Nachlesen kann man das hier:

Stiftung Jaspertest: Wo geht es nochmal zum Schicksalsberg?

Das hat die Stiftung Warentest dann auch erkannt (oder bei uns gelesen), es sollte dann aber nachgelagert eigentlich schon stutzig machen, dass dies dann zu solch unterschiedlichen Bewertungen führt und als Schlussfolgerung daraus könnte man ja mal die Testkriterien in Frage stellen.

Über den Test an sich und die Bedeutung dessen haben wir uns ebenfalls schon viele Gedanken gemacht und diese im Interview mit dem Katzennetzwerk zum Ausdruck gebracht:

Stiftung Jaspertest – im Interview mit dem Katzennetzwerk

Dort ist auch erwähnt, dass es eben keine Kontrollinstanz gibt, die entscheidet, welches ein gutes Futter ist und was nicht und dass der Halter selbst dafür verantwortlich ist das zu wissen, was dann zu der Tatsache führt, dass wir solch einen Test im Grunde eigentlich sinnvoll finden.

Ja. Finden wir. Das macht ja sonst keiner.

Aber man hätte es gut machen können.

Gut wäre es gewesen, wenn dies z. B. ein Gremium machen würde, dass andere, den Verbrauchern viel brennender auf den Lippen liegende Kriterien wählen würde. Und warum das nach 2014 und dem gewaltigen Shitstorm auch im Jahr 2017 immer noch nicht geklappt hat, das hat uns eigentlich am meisten überrascht.

Warum ist der Test dem von 2014 so ähnlich? Und dem von 2008? Voraussichtlich 2020 steht der nächste Futtertest an. Wie können wir Verbraucher uns verständlich machen, dass wir etwas ganz anderes getestet haben möchten?

Es gibt da so ein tolles Zitat, das wir sehr lieben:

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Windmühlen und die anderen Mauern.“

Die Veränderung ist hier ganz klar die Zeit. Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Und wer sich in 9 Jahren Katzenfuttertest nicht weiterentwickelt, der baut Mauern. Dann gibt es Katzenhalter, die versuchen Windmühlen zu bauen, aber kläglich scheitern.

Besonders deutlich wird das, wenn man dann Kommentare von Katzenhaltern liest, welche die Stiftung Warentest in verschiedenen Schattierungen für doof erklären und dann sollte eigentlich eine ganz phänomenale Erkenntnis kommen, aber dann wird nichts geliefert. Gar nichts. Da wird irgendein Forengewäsch in Micky Maus Manier an die Wand genagelt, schwupps sind wir bei 95 Thesen, aber die Reformation bleibt aus. Und 2020 werden wir wieder einen doofen Test bekommen und das ganze Spielchen geht wieder von vorne los.

Wir möchten euch also helfen, 95 wirklich wasserdichte Thesen an die Tür zu nageln. Vielleicht gibt es ja dann doch eine Reformation für 2020.

Schlecht steht es um den Schüler, der seinen Meister nicht überflügelt. (Leonardo da Vinci)

Zuerst mal sezieren wir aber den Testbericht. Leser, die sich nach obigen Schlagworten angegriffen fühlen und jetzt schmollend vor dem PC sitzen, können sich jetzt dann etwas abkühlen und sind hinterher vielleicht bereit um Windmühlen zu bauen.

Der Grundstein

Dem Test zugrunde liegen verschiedene Kriterien. Bevor wir dazu kommen aber zunächst eine Information, nach der man eigentlich schon aufhören könnte überhaupt mehr dazu zu schreiben. Die machen so einen schlampigen Test und wir sollen jetzt Stunden damit verbringen, die besorgten Katzenhalter aufzuklären. Eigentlich müsste man das der StiWa in Rechnung stellen. Und hier kommt der schlampig gelegte Grundstein:

Es wurde pro Sorte nur eine einzige Charge getestet

Hallo? Was ist denn daran repräsentativ? Es handelt sich in den hochwertigen Dosen um Naturprodukte! Da sind Abweichungen doch völlig normal. Schaut man sich die Werte von dem Nährwertexpertengremium Souci/Fachmann/Kraut an, wird klar, was wir damit meinen. Dort sind für viele der Nährwerte, welche nur einen Mittelwert darstellen, auch der niedrigste und höchste Wert angegeben. Bei dem bemängelten Natrium sind das zum Beispiel im Schnitt 15%, ebenso für Phosphor, Kupfer schwankt schon um ganze 60%. Bei Vitamin E gibt es Ausreißer um ganze 800% und bei den B-Vitaminen sind Schwankungen um 50% ganz normal.

Was macht man, wenn man solch ein Katzenfutter entwickelt? Richtig. Man rechnet mit den Mittelwerten. Wenn man natürlich mit möglichst synthetischen Nahrungszusätzen arbeitet, dann hat man deutlich weniger Schwankungen und kann ein klinisches Produkt entwickeln und die späteren Inhaltsstoffe besser voraussagen. Wenn man aber jetzt dem Katzenhalter ein Produkt bieten möchte, das möglichst natürlich ist, dann muss man diese Schwankungen in Kauf nehmen und landet dann auch schon mal auf einem der letzten Plätze – weil dies eben nur eine Momentaufnahme ist. Von einer einzigen Charge, an einem einzigen Tag.

Schwankungen sind bekannt und in der Katzenernährung arbeitet man daher damit, zwischen verschiedenen Produkten zu wechseln, auch um keine Futterprägung auf nur ein Futtermittel zuzulassen. Dies meint man dann, wenn man von „abwechslungsreich“ oder „ausgewogen“ spricht.

Nochmal, um das deutlich herauszustellen: Es ist unserer Meinung nach wünschenswert, dass es sich bei Katzenfutter um ein Naturprodukt mit echtem Fleisch handelt und nicht um irgendein Massenprodukt aus dem Rohstoffkatalog ((z. B. http://www.m-b-b-gmbh.de/unser-angebot/rohstoffe-tiernahrung-futtermittel-lebensmittel oder http://www.wbehrens.com/produkte/ )). Man muss also als anständiges Testinstitut mehrere Werte über verschiedene Chargen messen und ein arithmetisches Mittel bilden. Nur dann kann man ein Produkt anständig bewerten.

Dies blieb hier leider aus.

Die Mauer

Das erste, was uns aufgefallen ist, ist, dass diesmal für die Erläuterungen keine Fachfrau hinzugezogen wurde wie Professor Kienzle vor 3 Jahren, sondern eine Projektleiterin, die sonst Hähnchenschenkel, Brezel oder Adventskalender testet. Im Interview mit dem SWR ((http://www.swr.de/swr1/rp/tipps/katzenfutter-im-test/-/id=446880/did=19437594/nid=446880/15qlexx/index.html ))wird deutlich, dass sie gar nicht über das notwendige Fachwissen verfügt, um qualifizierte Antworten auf tiefergehende Fragen liefern zu können. Eine gewisse Tiefe wäre aber notwendig gewesen, um den Wünschen der Verbraucher zu entsprechen, wenn die Kriterien festgelegt werden.

Denn für die wurde doch getestet? Oder für wen?

Dass die Fragen der besorgten Katzenhalter leider auch nicht tiefgründig sind, dazu kommen wir gleich. Versprochen.

Picken wir uns mal ein paar Punkte heraus.

Die StiWa findet, dass es nur auf den „ausgeklügelten, ausgewogenen Nährstoffmix“ ankommt. Das ist das Ausgangsniveau für diesen Test. Also so wie die Dose Ravioli für den Menschen.

Thema Granatäpfel: Zitat: „Bis heute ist unklar, wie sekundäre Pflanzenstoffe wie die Polyphenole im Organismus einer Katze wirken. Bekannt ist: Katzen können einige dieser Verbindungen nur schwer abbauen. Es ist also nicht auszuschließen, dass sie der Katze auch schaden können.“

Das lieben wir ja so. Lesen wir ständig immer und überall. „Dazu gibt es keine Studie.“ „Das ist nicht erforscht.“ Zugegeben, das ist einfach und spart Recherchearbeit. Und wenn man dann noch gleich einen Stachel setzt, so nach dem Motto: „Da gibt es was anderes und das ist nicht gut, also kann sein, dass alles nicht gut ist.“

Schüttelt man dann einmal das Internet ein wenig, besonders das Studienportal pubmed, dann fallen alle möglichen Studien heraus. Zwar keine für Katzen und Granatäpfel, das ist richtig, aber genug, um genau das Gegenteil vermuten zu lassen. Nämlich dass Granatäpfel für Katzen sogar hilfreich sind.

Polyphenole gibt es nämlich sehr viele.

Sie finden sich z. B. als Phenolsäuren in Kaffee oder Tee, als Flavanone in Zitrusfrüchten, als Flavonole in Beeren, Äpfeln oder der Zwiebel, als Anthozyane in roten Früchten und Gemüse oder als Flavanole in Tee, Kakao oder Kräutern. Unterteilt sind sie dann nochmal in zig weitere Einzelstoffe.

Unser Granatapfel hat auch gleich ein paar Polyphenole zu bieten und zwar die Ellagitannine, Gallagsäure, Punicalagin, Granatin A und B und Anthocyane.

Schon früh wurden Granatäpfel als die Frucht der Götter verehrt. Sie wurden sogar Pharaonen wie Tutanchamun als Grabbeilage gegeben, denn sie sind Monate lang haltbar und besitzen ein enormes  Potential. Allein 60ml Saft pro Tag wurden beim Menschen in ca. 150 Studien als hilfreich gegen allerlei Krankheiten bestätigt, darunter verschiedene Krebsarten, Insulinresistenz oder Herzkrankheiten. ((Buch: „Heilkraft aus den Tropen“ von Barbara Simonsohn))

2010 stellten SU et al. in einer In-Vitro-Studie über die Wirkung von Granatapfelsaft auf verschiedene Viren fest, dass nach der Zugabe von Granatapfelsaft oder deren Phenole das Feline Calicivirus (FCV-F9 ) vollständig inaktiviert wurde. ((In vitro effects of pomegranate juice and pomegranate polyphenols on foodborne viral surrogates))

2012 untersuchten BAUMGARTNER-PARZER et al. die Wirkung von Granatapfelextrakt auf kardiovaskuläre Krankheiten beim Hund. Hier zeigten weder L-Carnitin noch  Taurin antiproliferative oder antiapoptotische Aktivitäten. Die Extrakte aus Granatapfel und Soja-Isoflavonen haben jedoch die Proliferation und Apoptose drastisch reduziert und diesen eine vasoprotektive Aktivität bescheinigt. ((The natural antioxidants, pomegranate extract and soy isoflavones, favourably modulate canine endothelial cell function)) Mittlerweile gibt es einige Nahrungsergänzungsmittel für Katzen aus dem Veterinärsortiment, welche Granatapfelextrakte enthalten, wie z. B. Flumax® bei Felinem Asthma, Felicart® bei Gelenkproblemen oder im Trinkwasserzusatz HealthyMouth®, welcher für die Maulgesundheit wirbt.

Was die StiWa wohl tatsächlich meint ist die ganz aktuelle Studie von BURNETT et al. aus 2017 ((Lack of glucuronidation products of trans-resveratrol in plasma and urine of cats)), die untersucht hat, ob Katzen Resveratrol nutzen können. Das Ergebnis war, dass sie es aufgrund ihrer Glucuronidierungsschwäche vermutlich nicht nutzen können. Jetzt gehört Resveratrol zwar zu den Polyphenolen, findet sich aber nicht im Granatapfel sondern in einigen anderen Früchten oder Nüssen, allen voran den Weintrauben. Soso.

Jetzt möchten wir natürlich nicht, dass ihr sofort losrennt und den Katzen Granatapfelsaft ins Futter kippt, sondern wir wollten euch zeigen, dass es unanständig ist, durch Boulevardjournalismus den Ruf einer Firma in den Schmutz zu ziehen, deren Konzept auf Granatapfelprodukten aufbaut. Alle bemängelten „Werbeversprechen“ sind derart schwach belegt, dass man sie besser hätte weglassen sollen. Über Katzenfutter gibt es auch so genug zu schreiben, da muss man sich keinen dramatischen Vermutungen hingeben, nur weil man sonst nichts interessantes findet.

Thema Schneeleopard: Wir sind mündige Verbraucher und müssen nicht vor hinkenden Vergleichen beschützt werden. Wir haben Tundra hier auch gekauft – weil wir von der Zusammensetzung begeistert waren und nicht weil da ein Schneeleopard abgebildet war. Es steht ja auch nirgendwo drauf, dass das ein Schneeleopardfutter sein soll, sondern eben ein Katzenfutter. Ich denke wir alle wissen wie Katzen aussehen und dass sie keine kleinen Schneeleoparden sind, zumal die Unterschiede lediglich in der Fütterungspraxis liegen wie z. B. dass Schneeleoparden größere Stücke oder einen Fastentag pro Woche haben, aber für die Nährstoffbedürfnisse bei Großkatzen wie zum Beispiel bei Tigern wird auch die Hauskatze als Modell genommen. ((Tiger (Panthera tigris) Care Manual, Published  by  the Association of Zoos and Aquariums in association with the AZA Animal Welfare Committee))  Es gibt also gar keine wirklichen Unterschiede. Hier wurde dasselbe fade Argument genommen wie im Hundefuttertest von 2016. Dort wurde alles abgestraft, was den Vergleich zum Wolf herstellte, dabei ist der Vergleich durchaus zulässig und an vielen Stellen sogar notwendig. In jedem Fall ist er aber kein Schaden für den Hund.

Den meisten Verbrauchern gefällt sicherlich die Vorstellung, dass ein wildes Tier in Ihrem Wohnzimmer sitzt – ob Ähnlichkeit mit dem Schneeleoparden oder dem Wolf und sie sind trotzdem in der Lage beim Futter zu differenzieren. Schade, dass die StiWa das nicht kann.

Thema Knochenmehl: Nun ja. Es gibt Knochenmehl. Und es gibt Knochenmehl. In erster Linie ist Knochenmehl Dünger. Dass man das nicht für die BARF-Portionen nehmen soll lernt man ziemlich am Anfang einer jeden BARFer-Karriere. Also gibt es da Qualitätsunterschiede. Allein schon ob die Knochen prozessiert wurden oder aufwändig und teurer gefriergetrocknet, also noch einen Großteil der weiteren in Knochen so wichtigen Nährstoffe enthalten, ist dabei entscheidend. Für uns ist es also durchaus ein positiver Aspekt, wenn jemand auf ‚billige‘ Mehle verzichtet. Wir selbst verwenden zum BARFen zum Beispiel ein gefriergetrocknetes Bio-Knochenmehl. Damit kann man natürlich kein Katzenfutter mehr für 32 Cent pro Tag herstellen. Dass Katzen auf Knochenmehl angewiesen sind ist zudem nicht korrekt und wird hier völlig falsch dargestellt. Andere Calciumquellen sind genauso „wertvoll“ und bioverfügbar.

Thema Phosphor: Zitat: „Das Futter aus der goldenen Dose liefert pro Tag etwa 1000 Milligramm Phosphor – der Bedarf der deutschen Durchschnittskatze liegt bei nur 160 Milligramm.“

Erst einmal wurde angenommen, dass die „deutsche Durchschnittskatze“ Germanys Next Topmoppel ist. Da ist es richtig, dass der Energiebedarf laut NRC bei 226 kcal liegt, allerdings liegen hier keine 160 mg Phosphor als Bedarfswert zugrunde, hier hat die Stiftung Warentest falsch gerechnet, es sind ‘nur’ 140 mg. Klingt jetzt so, als seien die höheren Phosphorwerte noch schlimmer, schaut man aber mal bei den Bedarfswerten von FEDIAF und AAFCO, den eigentlichen Fertigfutterbedarfswerten, dann liegt Phosphor bei 280 mg. Bedarfswert heißt auch nicht Höchstwert, sondern ist hier eher als Mindestwert mit u. U. kleinem Puffer gemeint, damit man weiß, wo man sich orientieren sollte und der Katze garantiert nichts fehlt. Jetzt gibt es auch nicht einen Wert X, bei dem 1 mg mehr oder weniger über Leben und Tod entscheiden, sondern die Bandbreite ist relativ groß. Zudem gibt es keinen Höchstwert für Phosphor(!)

Was es gibt, das sind Beutetierstudien, so zum Beispiel die Maus. Mineralstoffe haben ja den Vorteil, dass sie bei der Verarbeitung keine Verluste erleiden, denn sie blieben auch nach der Veraschung als Rohasche übrig. Das macht es wesentlich leichter mit entsprechenden Werten oder den Zutaten zu arbeiten.

Beutetierstudien gibt es einige. So zum Beispiel von PLANTINGA et al., 2011 ((Estimation of the dietary nutrient profile of free-roaming feral cats: possible implications for nutrition of domestic cats)) oder DIERENFELD et al., 2002 ((Nutrient composition of whole vertebrate prey (excluding fish) fed in zoos)). Nimmt man jetzt an, dass die mopsige Modellkatze Miezi Mustermann so 120 g adulte Hausmaus am Tag futtern würde, dann würde der Phosphorgehalt nach Dierenfeld bei 670 mg liegen und nach Plantinga bei 680 mg.

Da scheinen die bemängelten 1.000 mg von dem kleinen, goldenen Döschen jetzt nicht mehr ganz so utopisch. Allerdings handelt es sich dabei um einen Sonderfall, da ein phosphatreiches Konservierungsmittel verwendet wurde. Dass das Konservierungsmittel allerdings mit keinem Wort erwähnt wurde, finden wir übrigens ziemlich erstaunlich. Wir betrachten das jetzt nicht gerade als vernachlässigbar.

Allerdings ist natürlich klar, das wird im Bericht auch angerissen, dass es nicht nur auf den Gehalt ankommt sondern ein Verhältnis. Das liegt für Ca:P:Mg idealerweise bei 1,3 : 1 : 0,06.

Es muss also mehr Calcium als Phosphor enthalten sein. Das ist auch gut, da Calcium ein natürlicher Phosphorbinder ist. Liegt tatsächlich eine Nierenerkrankung vor, dann spielt man nämlich unter anderem auch mit diesen Verhältnissen und kann die aufgenommene Phosphormenge so senken. Und schaut man sich die Beutetiere an, dann erfüllen sie ziemlich perfekt diese Verhältnisse.

Katherine KERR ist einen Schritt weitergegangen und hat in ihrer Studie 2014 ((Commercially Available Avian and Mammalian Whole Prey Diet Items Targeted for Consumption by Managed Exotic and Domestic Pet Felines: Macronutrient, Mineral, and Long‐Chain Fatty Acid Composition)) Mäuse von Whole Prey Lieferanten untersucht und diese mit den Bedarfswerten der AAFCO gegenübergestellt. Die sind jetzt zwar roh, aber wie gesagt, Mineralstoffe erleiden keine Verluste, von daher kann man das problemlos vergleichen. Ihre adulte 120 g-Maus lag bei 660 mg Phosphor für Miezi Mustermann und damit deutlich über den empfohlenen AAFCO Werten von 280 mg. Interessanterweise fiel der Vergleich bei anderen Mineralstoffen auch schon mal umgekehrt aus. Diese waren in der Maus niedriger als von der AAFCO empfohlen. Teilweise auch niedriger als die des NRC. Beide Bedarfswerte-Herausgeber unterscheiden sich gerade bei den Mineralstoffen und Spurenelementen erheblich. Die FEDIAF orientiert sich mehr Richtung AAFCO. Da ist jetzt die Frage, was man nimmt? Die Maus? NRC? Oder AAFCO / FEDIAF, die gezielt für Fertigfutter aufgestellt wurden?

Wenn man ein besonders dramatisches Ergebnis möchte, dann nimmt man sicherlich den NRC-Wert. Wenn man ein faires und ehrliches Ergebnis haben möchte, die Maus.

Katherine Kerr hat in ihrer Studie übrigens angeregt, dass die Bedarfswerte schleunigst überdacht werden sollten.

Ein spannender Nebenaspekt: In 120g Fleisch (wir nehmen einfach mal die Menge einer Rohmahlzeit an, bei Fertigfutter sind die Portionen i. d. R. größer) stecken von Haus aus im Schnitt 240 mg Phosphor. In den „sehr guten“ Produkten liegen die Werte in Richtung des als toll bezeichneten Bedarf von 160 mg? Was ist denn dann noch da drin, mag sich der besorgte Katzenhalter fragen? Das hätte man ja mal testen können. Eine Zutat mit hohem Proteingehalt aber sehr geringem Phosphorgehalt wäre zum Beispiel Eiklar. Das ist jetzt von der Proteinwertigkeit nichts schlechtes, in geringer Menge problemlos einsetzbar  und sicherlich preiswert zu bekommen, aber sollte es enthalten sein, würden wir uns dies auf der Deklaration wünschen und nicht irgendwo in den tierischen Nebenerzeugnissen versteckt.

Thema Natrium: Da wir gerade so schön bei Bedarfswerten und Mineralstoffen sind bietet sich das Thema als nächstes an.

Der Bedarfswert beim NRC liegt für unsere Miezi Mustermann bei 38 mg. Bei der FEDIAF 43 mg und bei AAFCO 113 mg. Die „Kerr’sche“ Maus enthält 140 mg. Einen Maximalwert gibt es aber nicht. Den hat die StiWa offenbar erfunden. Es gibt lediglich eine Fußnote in den ganz aktuellen Empfehlungen der FEDIAF von 2016:

Scientific data show that sodium levels up to 3,75 g / 1000 kcal ME are safe for healthy cats. Higher levels may still be safe, but no scientific data are available.

Der Bedarfswert liegt bei 0,19 g/1000kcal ME. Übersetzt heißt dies so viel wie: Bis zur fast zwanzigfachen Menge ist Natrium auf jeden Fall sicher für Katze, darüberhinaus wahrscheinlich auch, das ist aber nicht bewiesen. Wie bei den meisten der Höchstwerte, die durchaus mal ausreißen können.

Klingt schon ein bisschen anders, oder? Für unsere Modellkatze wären das jetzt schon 849 mg am Tag Natrium, die kein Problem wären und alles darüber wahrscheinlich auch nicht.

Allerdings gibt es noch ein anderes Verhältnis, das beachtet werden sollte, denn der Elektrolythaushalt ist empfindlich und da sollte das Ka:Na-Verhältnis zwischen 1 : 1 und 2 : 1 liegen. Anderes Thema, anderer Artikel.

Thema Fütterungsempfehlung: Tjaaa…. Zig tausend Maine Coon Katzen in deutschen Haushalten sind beleidigt. Empfehlungen für Katzen von 10 kg sind unrealistisch. Der 4 kg Modellkatze wird also leichtes Übergewicht genehmigt, während die 9 kg Astralkörper-Maine Coon dann was ist? Zu dick? Existieren die vielleicht gar nicht? Sind das gar keine Katzen? Wurden sie uns von Aliens geschickt um eines Tages die Weltherrschaft zu übernehmen? Unsere Gartenmöbel haben sie auf jeden Fall schon übernommen.

© Mein 9-Kilo-Kumpel Gizmo im Gartenstuhl für Erwachsene – by Birgit Vorfelder / www.my-view-on-the-world.com

Man weiß nicht, was die Projektleiterin sich dabei gedacht hat. Ich bin mit meinen 6 kg auf jeden Fall perfekt, der Kumpel Linus wiegt als optischer Hungerhaken fast genauso viel und die anderen pendeln sich so zwischen 3,8 und 4,7 ein. Und die sind alle normalgewichtig. Versteht sich.

Und überhaupt. Wir werden zwar roh ernährt, aber mal ehrlich: hat von euch schon mal jemand auf diese Empfehlungen geguckt? Wir haben da noch nie einen Blick drauf geworfen. Dass was nicht stimmt, wenn Miezi Mustermann ne dicke Kugel bekommt, das erklärt sich doch wohl von selbst? Diese mit 20% zu bewerten oder ein Produkt dadurch auf mangelhaft herabzustufen ist einfach weltfremd und schon eher amüsant.

Die Themen Zucker (das ist wirklich nicht mehr so schlimm), nur 4 % Fleisch (stimmt nämlich gar nicht) und Co wurden bei Anika schon ausführlich behandelt: Stiftung Warentest: Nassfuttertest 2017

Die Windmühlen

Fotomontage mit Bild von marco vannozzi / www.pixabay.com

So, jetzt kommt ihr.

Das geht einfach nicht, dass die das nicht verstehen. Und das geht auch nicht, dass ihr immer wieder dasselbe Märchen von Zucker, Getreide, 4%, Klärschlamm und anderem Unsinn verbreitet. Wir haben mittlerweile das Jahr 2017 und auch wenn bestimmte Produkte immer noch schlecht sind, sind sie aber nicht aus den Gründen schlecht die immer noch von euch heruntergebetet werden.

Was zum Beispiel nicht getestet wurde:

Sensorische Eigenschaften: Zu einem ordentlichen Futtertest gehört es neben den oben schon angemerkten Punkten auch, den Inhalt auf Geruch, Aussehen und Konsistenz hin zu untersuchen. Ebenso hätte man genau diese Eigenschaften nach 12 und 24 Stunden offenen Herumstehens überprüfen müssen. Wir hatten hier schon ein „teures Billigfutter“, welches von der StiWa 2017 mit sehr gut bewertet wurde, für extra diesen Test und das roch nach 12 Stunden einfach nur widerlich. Hätte man da nicht gewusst, dass Klärschlamm schon lange nicht mehr verwendet wird, hätte man das hierbei echt vermuten können. Ein anderes, ähnliches Produkt, wie das, was hier im Test mit mangelhaft bewertet wurde, war dagegen nur leicht angetrocknet und roch auch noch völlig in Ordnung.

Wer es ganz richtig machen möchte bezieht auch die Stoffwechselendprodukte mit ein. Aus eigener Erfahrung und belegt durch etliche Erfahrungsberichte  von anderen, ist die Kotmenge bei Discounterfutter einfach höher, stinkt mehr und ist allein durch die Menge schon ein Zeichen dafür, dass die Verdaulichkeit des Proteins anders gemessen werden muss als im Test. Eine höhere Kotmenge sagt nämlich aus, dass weniger von den Inhaltsstoffen verstoffwechselt werden konnte und dies landet dann eben als Stoffwechselendprodukt = Kot im Kistchen.

Auch, dass kein Unterschied zwischen offener und halboffener Deklaration gemacht wurde ist unseriös. Bei der einen legt der Hersteller seine Rezeptur quasi offen, was einfach ein Qualitätsmerkmal und Respekt den Verbrauchern gegenüber darstellt, die Multikonzerne verstecken sich jedoch weiter hinter einer halboffenen, umgangssprachlich auch geschlossenen Deklaration.

Jod: Was durch die (unsinnige) Testmethode, nur eine einzige Dose zu testen, nicht untersucht werden konnte, waren die wechselnden Jodkonzentrationen.

In einem Seminar über Schilddrüsenerkrankungen bei Katzen, gehalten von Dr. Astrid Wehner /LMU München, wurde berichtet, dass bei einer Studie extrem variable Mengen an Jod in Nassfutter gefunden wurden. Es gibt Werte, die zwischen 49 und 9.639 µg/Tag liegen. Der Tagesbedarf einer 4kg Katze liegt bei 89 µg. Das würde eine 108-fache Überversorgung bedeuten. Nicht nur eine Jod-Überversorgung sondern auch ständige Schwankungen in dieser Größenordnung können eine Schilddrüsenüberfunktion (SDÜ) hervorrufen. Hier hätte ein solcher Test mal ein echter Gewinn für den Verbraucher sein können. Hätte.

Steine und Flügel für die Windmühlen:

Das sind die Fragen, die man hätte stellen können, um 2020 vielleicht einen vernünftigen Test zu bekommen. Die gehören euch. Sucht euch welche aus, fragt nach.

Wenn ihr mögt, dann taggt eure Kommentare doch mit #windmühle, dann schauen wir mal, wo überall Windmühlen gebaut werden.

  1. Produkte mit halboffener (oft als geschlossene bezeichneter) Deklaration müssten meiner Meinung nach abgestraft werden. Werden Sie das in einem Ihrer nächsten Tests berücksichtigen?
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  2. Warum wurde nur eine einzige Charge getestet? Da natürliche Zutaten z. T. großen Schwankungen unterliegen müssen über einen größeren Zeitraum mehrere Dosen aus verschiedenen Chargen untersucht werden. Nur so kann ein aussagekräftiges Ergebnis erzielt werden.
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  3. Meine Katze ist eine Maine Coon mit 9 kg, dies ist eine beliebte Rasse. Warum sind Gewichtsangaben bis 10 kg unrealistisch?
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  4. Warum wurden nicht alle Dosen auf den Getreidegehalt bzw. pflanzliche Produkte überprüft? Ich als Verbraucher lehne Getreide im Katzenfutter explizit ab und möchte wissen, in welchem Produkt welche und vor allem wie viele pflanzliche Produkte enthalten sind.
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  5. Warum wurde das so immens wichtige Calcium:Phosphor-Verhältnis nicht veröffentlicht?
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  6. Warum springen Sie mitten im Test zwischen den Bedarfswerten der AAFCO und des NRC?
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  7. Warum geben Sie eine sichere Höchstgrenze für Natrium an, obwohl gar keine existiert?
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  8. Wieso strafen Sie Produkte ab, die über dem empfohlenen Richtwert liegen und keinen Maximalwert haben? Zwischen Mindestbedarf mit kleinem Puffer und einer auf Dauer schädlichen Überversorgung besteht eine enorme Bandbreite.
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  9. Warum werden so viele Futter von Saturn Petcare getestet? Die werden doch als Whitelabel-Produkte alle im selben Unternehmen produziert.
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  10. Warum zeigen alle in einem Unternehmen (Saturn Petcare / Mars) produzierten Produkte so starke Unterschiede? Das muss für Sie doch ein Hinweis darauf sein, dass die Testkriterien nicht so ganz passen.
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  11. Warum wurden nicht die meisterverkauften Katzenfutter getestet?
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  12. Warum ist ein Schneeleopard auf dem Etikett so schlimm? Ich als mündiger Verbraucher weiß trotzdem, dass ich ein Katzenfutter kaufe und kein Schneeleopardfutter.
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  13. Warum begleitete diesmal kein Experte diesen Test, wie letztes Mal Prof. Kienzle? Die Aussagen von Frau Granobs im Interview mit dem SWR zeigen deutlich, dass die für einen derartigen Test benötigte Fachkompetenz in Ihrem Hause nicht vorhanden war.
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  14. Warum weichen Ihre Gewichtsangaben so stark von der Realität ab? Wir leben in ständigem Austausch mit anderen Katzenhaltern und die von Ihnen gemachten Angaben repräsentieren nicht den uns bekannten Durchschnitt.
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  15. Warum verstehen Sie nicht, dass die gut informierten Katzenhalter sich ganz andere Testkriterien wünschen?
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  16. Die Futtermittelverordnung sagt ganz klar aus, dass der Katzenhalter sich informieren muss, welches Futter für seine Katzen bedarfsgerecht und geeignet ist. Warum übergehen Sie den mündigen Verbraucher einfach und meinen ihm sagen zu müssen, dass er ein bestimmtes Futter füttern soll? Sie haben eine große Verantwortung und sind dieser erneut nicht gerecht geworden.
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  17. Warum wurde bei den Schadstoffen nicht auf Melamin, Ethoxyquin, BHA, BHT und Propylenglycol sowie BPA in der Dosenbeschichtung hin untersucht?
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  18. Warum strafen Sie Hersteller, die frisches Fleisch verwenden, welches natürlichen Schwankungen unterliegt, ab und belohnen aus dem Baukasten von Futtermittelherstellern zusammengemischte Produkte, die weniger natürlich sind?
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  19. Warum wurden die von Ihnen gemessenen Analysewerte von Protein, Fett und Wasser nicht mitveröffentlicht? Ich wüsste gerne, ob diese von den gemachten Angaben abweichen, da hier auch ein Prozentpunkt schon viel aussagen kann.
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  20. Warum spielt der Wassergehalt keine Rolle? Mit der Zugabe von Wasser können die Hersteller tricksen und so viel mehr Geld aus einem Produkt rausschlagen. Dies wäre eine wichtige Information für mich als Verbraucher.
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  21. Warum werden Produkte abgestraft, die Spuren von Gluten enthalten, die Bezeichnung “glutenfrei” aber gemäß Regularien zulässig ist, wenn sie zu gering sind, um ein Risiko darzustellen?
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  22. Warum werden die Tierarten nur mittels DNA Test analysiert? Ich habe einen Allergiker und da hilft es mir nicht zu wissen, ob irgendwann mal ein Rind an das Schaf gespuckt hat. Ich benötige die Angabe, ob ein Protein oder anderer Stoff in einer unverträglichen Menge vorhanden ist. Nur dann kann ich entscheiden, ob zusätzlich gefundene Tierarten für mich einen negativen Aspekt darstellen.
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  23. Warum veröffentlichen Sie nicht auch die möglichen Fehler der Messmethoden?