Am Anfang einer BARFer-Karriere steht meist die Verzweiflung. 

Die Informationen sind zu mächtig, zu verschieden und es gibt viel zu viele veraltete und dadurch schlechte Informationen im Netz oder sogar in Büchern – gedruckt auf Papier für die Ewigkeit. 

Wenn man sich einmal mit der Materie beschäftigt hat, dann möchte man aber SOFORT losziehen und seiner Katze SOFORT all die guten Eigenschaften der Rohfütterung zukommen lassen, die man in ihr sieht. Oder die Katze ist krank oder hat eine Unverträglichkeit auf industrielles Futter, dann möchte man auch so schnell wie möglich umsteigen, so dass es der Katze wieder besser geht. Gerade bei Unverträglichkeiten/Allergien gibt es da teilweise sensationelle Erfolge, wo Katzen nach einem langen Leidensweg innerhalb von einer Woche symptomfrei sind.  

Ein schneller Einstieg ist aber aufgrund der ganzen Informationen eher nicht zu empfehlen. Selbst wenn man sich das ganze Basiswissen innerhalb von 2-3 Wochen im Rahmen eines Kurses, geeigneter Fachliteratur oder einer guten Gemeinschaft erarbeitet, dauert es eine ganze Weile, bis die Informationen wirklich sitzen. Hat man die Hände einmal tief in die Schüssel mit dem Fleischmix vergraben, ist es eher hinderlich, wenn man jetzt nochmal nachblättern muss wie das mit dem Vitamin E war und ob das Lachsöl mit eingefroren werden darf oder ob die Möhren jetzt gekocht oder roh mit rein müssen.  

Ein guter Kompromiss ist es da, wenn man erst mal mit einem Vollsupplement ins Geschehen einsteigt und dann nach und nach lernt, wie es richtig geht, um dann vom ‚Kinderbarfen‘ aufs ‚Erwachsenenbarfen‘ umzusteigen 😉 Denn dauerhaft bei einem Vollsupplement zu bleiben ist unter bestimmten Voraussetzungen auch nicht gut.  

Sag mir doch, schlauer Kater, was ist denn jetzt überhaupt ein Vollsupplement? 

Nun, ein Vollsupplement bezeichnet eine Nährstoffmischung, in der alle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente enthalten sind, die eine Katze benötigt und die als Pulver zu normalem Muskelfleisch dazugegeben wird, um eine komplette Mahlzeit zu erstellen. 

Jetzt hängt es natürlich von ein paar Faktoren ab, ob diese Pulvermischungen gut sind oder nicht. 

Der erste wichtige Faktor ist die Frage, ob die Inhaltsstoffe synthetisch sind oder natürlich. Synthetisch hergestellte Nährstoffe spiegeln niemals das gesamte Wirkspektrum wider. So wie synthetisch hergestelltes Vitamin C auch schon Fehlschläge bei der Behandlung oder Vermeidung von Skorbut einstecken musste, die natürlichen Extrakte mitsamt der Bioflavonoide dagegen voll wirksam waren. Oft gibt es auch verschiedene Varianten von synthetischen Vitaminen, bei denen die Bioverfügbarkeit, welche den Nutzen angibt, den der Körper aus diesem Produkt ziehen kann, schon mal zwischen 4 % und 80% schwanken kann, weil das eine Produkt den Bestimmungsort zum Beispiel gar nicht mehr vollständig erreicht. Auf dem Papier lautet der Name aber für alle verschiedenen Varianten gleich, da steht dann zum Beispiel nur „Vitamin B12“. Es ist also viel Wissen über den Stoffwechsel und die jeweiligen Nährstoffe notwendig, um einen wirklich sinnvollen Mix herzustellen und Produkte aus ausschließlich synthetischen Nährstoffen sind da eher kritisch zu betrachten, weswegen sie möglichst nicht für lange Zeit gegeben werden sollten, wenn man denn alle Vorteile der Rohfütterung ausleben möchte. 

Warum ein Vollsupplement?

Viele assoziieren die Aussage “Die Katze ist ein Fleischfresser“ damit, dass in erster Linie Fleisch gefüttert werden muss. Richtiger wäre jedoch die Aussage „Die Katze ist ein Beutegreifer“, die schon eher impliziert, dass zur Katzenernährung nicht nur Fleisch, sondern auch Knochen, Blut, Organe und so weiter gehören. Man kann auch versuchen die Maus nachzubauen – ganz 100% wird dies ohnehin nie gelingen, weiter als nahe dran wird man nicht kommen, aber dazu gehören dann eben auch ein paar Zutaten mehr. Ganz wichtig ist Calcium, welches nicht nur zwingend mit in die Ration gehört, sondern auch noch im richtigen Verhältnis. Darüberhinaus gibt es aber auch so wichtige Nährstoffe wie die B-Vitamine, die  zum Beispiel auch für die Proteinverdauung notwendig sind und darüber entscheiden, ob in der Katze jetzt viel giftiges Ammoniak gebildet wird oder wenig. Ein Vollsupplement vereint also all die Nährstoffe unter einem Hut, weil jeder davon wichtig ist und zu jeder Mahlzeit, denn an kleine kompakte Mahlzeiten, die alles beinhalten, hat sich die Katze in den letzten Jahrmillionen (oder so) gewöhnt.

Die Mutter aller Vollsupplemente – Die Maus

Welche Vollsupplemente sind empfehlenswert? (Stand 11.2020)

Uhhh, ohhh, das Produkt ist für Hunde und Katzen gleichermaßen, das geht doch nicht?

Doch, das geht. Wenn Taurin drin ist, dann ist das kein Problem, wenn für die Katze auch alles andere bedarfsdeckend ist.  

 

Ein Blick über den Teich 

Nicht alle BARFer kommen aus dem DACH-Gebiet und müssen vielleicht eh hohe Versandkosten tragen, da können sie sich dann auch gleich an empfehlenswerten US-Produkten orientieren:

Die Links dienen der besseren Übersicht, damit wir alle wissen, von welchem Produkt wir sprechen. Wir werden dadurch leider weder reich noch haben wir sonst einen Vorteil dadurch.

 

Supplemente, die so tun als wären sie Vollsupplemente, aber keine sind(!)

  • Barfers Best for Cats 
  • MicroMineral cdVet
  • B.A.R.F. Land’s Best für Katzen
  • Nehls BARF (verschiedene Produkte) 
  • Anibio BARF Komplex
  • Anibio BARF Cat plus
  • BARF-Perle (hier fehlt eigentlich nur Taurin)
  • bivalent Barfer Line Naturmix
  • Barfers Naturals
  • DIBO BARF Vital Complete

Kräuter gehören weder in den täglichen Napf noch in Laienhände! Sie decken auch nicht den Bedarf eines Fleischfressers an bestimmten Vitaminen.

 

Und wie funktioniert das jetzt genau?

Die Anwendung eines Vollsupplements ist bei allen gleich. Ihr mischt Fleisch, Supplement, Wasser und max. 5% Pflanzliches als Ballaststoff zusammen. Wenn ihr nur fettarmes Fleisch füttert, dann gehört auch ein bisschen Fett daran.

Und Leute, lasst die Ballaststoffe nicht weg. Gut eignen sich Karotte, Kürbis, Zucchini, Pastinake oder auch etwas Papaya. Kürbiskerne, Kokosflocken oder gewässerte Flohsamen(schalen) sind genauso möglich. Wenn der Kater nicht kacken kann, dann ist das kein Spaß. *aus Erfahrung sprech* Die Grenzen muss man nicht austesten! Ihr müsst uns nicht zu Hypersuperdupermegafleischfressern machen. Entspannt kacken können wollen wir auch ganz gerne.

Ihr könnt auch größere Portionen mischen und das Supplement mit einfrieren. Nur mitkochen dürft ihr das Pulver nicht., falls ihr am Anfang das Fleisch noch erhitzt, um es während der Umstellung attraktiver zu machen. Da müsst ihr das Fleisch erst abkühlen lassen und das dann anschließend drantun. 

Nachteil aller Vollsupplemente ist natürlich, dass man sich genau an die Anweisungen halten sollte, vor allem wenn eine bestimmte Menge Wasser dazugegeben werden soll. Das sollte man nicht eigenmächtig weglassen oder drastisch nach oben schrauben.

Für eine ausgewogene Ernährung sind verschiedene Proteinquellen notwendig. Man spricht bei Katzen von mindestens 3-5. Bei einem Vollsupplement sollte man daher zumindest eine Abwechslung mit verschiedenen Fleischsorten beibehalten. 

Und da ist jetzt alles drin? 

Nun ja, Zusatzstoffe, die trotz Vollsupplement Sinn machen, gibt es natürlich auch. Kommt das Fleisch nicht von einem mit Weidegras gefütterten Tier oder Wildtier, dann sollte ein Omega 3-Ausgleich in Form von Lachsöl, Fischöl oder Krillöl gegeben werden. Die Gründe dafür findet ihr in unserem Artikel über Krillöl. 

Bei Krankheiten kann man in den meisten Fällen auch ein Vollsupplement geben, es kann aber sein, dass das altbewährte dann vielleicht nicht mehr so gut geeignet ist, weil vielleicht am Beispiel der chronischen Nierenerkrankungen zu viel Phosphor enthalten ist und die Zusammensetzung dafür dann vielleicht nicht so optimal ist. Da sollte man lieber jemanden vom Fach fragen, denn irgendein geeignetes wird es auf jeden Fall geben.