Ein Reisebericht von der Familie Saccharid
„Wir waren dabei!“ (Herr Saccharid erzählt)
Vorweg müssen wir sagen: Aus alten Überlieferungen wissen wir, wie es damals war. Damals bedeutet, daß nur ganz wenige von uns an den Reisen teilgenommen haben, die früher so angeboten wurden. Die Bedingungen haben sich aber stark geändert, seitdem die sog. Dosentouren und die Kibbletouren („Kibble“ = englisch für „Trockenfutterkörnchen“) angeboten werden. Das sind Billigtouren und seitdem sind wir eindeutig in der Überzahl. Wir treffen uns alle zusammen in einer Dose oder einem Beutel und können noch locker über die Fette und Proteine ablästern, die sind da oftmals kräftig in der Unterzahl. Im Umkehrschluß lästern die über uns und sagen wir wären nur so viele weil wir so schön billig sind und wir wären Schuld an den Billigtouren. Papperlapapp!
Dann irgendwann beginnt die Reise, wenn so ein süßes Miezekätzchen mit seinem Höllenschlund auf uns zukommt und uns einverleibt. In den ersten 2 Haltestellen passiert noch gar nicht so viel, da werden wir einfach nur eingesprüht und durchgemengt. Bei der dritten Haltestelle werden wir wieder eingesprüht und durchgemengt und auf einmal kommen ganz viele Enzyme in den Zug gerannt und fuchteln wie wild mit Kettensägen rum. Die Gruppe, die für uns zuständig ist sind auch nur total wenige und die Kettensägen sind viel kleiner als bei den anderen Gruppen. Und weil wir so viele sind dauert das ewig lange bis die endlich fertig sind. Früher ging das wohl deutlich schneller. Die anderen Gruppen, die Proteine und Fette, müssen solange auf uns warten. Das ist der reinste Horror für uns! Wir werden in unsere Grundbestandteile zerhackt und auf einmal sind wir fein säuberlich in Häufchen geteilt. Der größte davon ist da ein riesiger Berg an Glucose. Wenn genug Fleisch vorhanden ist, dann können die grobschlächtigen glucogenen Aminosäuren das selber aus dem Fleisch basteln. Jetzt ist auf jeden Fall ein riesiger Berg an Glucose von uns da und das landet alles im Chylus-See und wird komplett vom Blut aufgenommen. Danach machen wir Bekanntschaft mit dem Insulin. Das sind eigentlich recht freundliche Gesellen – schwimmen extra von den Langerhans-Inseln aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) nur für uns an und begleiten uns über „die große Pfortader“ – ein beeindruckender Strom – in die Leber. Das Insulin ist dafür da, daß diejenigen von uns, die zu viel sind so schnell wie möglich wieder aus dem Blut verschwinden. Wir hören also nichts anderes als „zack zack“ „schneller, schneller“. Ein großer Teil von uns findet in der Leber einen Platz, da heissen wir dann auf einmal Glykogen und wenn die Glykogenspeicher voll sind und da noch was zu viel ist, wird der Rest in Fettsäuren umgewandelt und als Fett gespeichert, immer schön zur Eile angetrieben vom Insulin. Ein Teil von uns verbleibt im Blut und darin sausen (Danke, Anika) wir dann durch den Körper in die Organe und irgendwann auch in die Niere. Hier werden wir erst herausgefiltert und müssen eine Zeit im Primärharn schwimmen und werden dann später wieder reingefiltert. Diejenigen von uns die es nicht durch die Nierenschwelle schaffen, weil da nur eine bestimmte Anzahl durch darf, die werden dann über den großen Wasserfall nach draußen in die Plastikschale mit den Körnchen befördert. Da ist dann aber schon Holland in Not, das ist nur bei wenigen so, wenn die krank sind. Der Harn ist dann „honigsüß“ und das Wort honigsüß kennt man auch als „mellitus“. Habt ihr bestimmt schon mal mit dem Wort „Diabetes“ davor gehört. Der Rest saust mit dem Blut weiter durch den Körper.
Seitdem die Dosentouren nur noch zweimal am Tag angeboten werden hat die Qualität deutlich nachgelassen. Da ist Sand im Getriebe. Natürlich geben die uns die Schuld. Wir wären überflüssig, da Katzen sowieso ihre Energie aus Fett und Proteinen gewinnen. Man hat uns im Interesse der Gesundheit die weitere Teilnahme untersagt! Fortan gibt es nur noch hochwertige Touren und da dürfen nur noch Fett, Fleisch und ausgewählte Ballaststoffe mit. Wenn ich das richtig überlege finde ich das auch gut so. Lieber einen Sinn in einem komplexen System haben als sinnlos als Abfall in die Geschichte eingehen.
Euer Herr Saccharid!
______________________________
Spätestens jetzt könnt ihr schon ein Fazit ziehen. Ballaststoffe sorgen für eine ordentliche Verdauung und verhindern eine Verstopfung. Zu viele Kohlenhydrate in der Nahrung belasten den Stoffwechsel, weil zu viel Glucose abgebaut werden muss, welches das Insulin nicht leisten kann. Die Glucose, die benötigt wird kann locker aus Proteinen gewonnen werden, die Zufuhr von Kohlenhydraten ist dafür unnötig. Der Überschuss an ‚Zucker‘ wird als Fett im Körper eingespeichert.
Wir sehen uns wieder im 2. Teil, mit dem bösen Trofu und dem Nafu!
Lieber Professor Jasper,
mit diesem Artikel haben sie wieder einmal bewiesen, dass Katzen die besseren Intellektuellen sind!
Ich erwarte mit Spannung die Fortsetzung dieses nicht nur äußerst lehrreichen sondern ebenso spannenden und unterhaltsamen Artikels.
Hochachtungsvoll
Frodo aus Maunzdorfen
Lieber Frodo,
wir freuen uns, daß Du diesmal anscheinend alles auf Anhieb verstanden hast und wir danken Dir für die netten Worte. „Pssst…“ „Hey Du“ *Mantel aufmach* „Willste den 2. Teil?“ „Psssst, nicht so laut!“ – Wir treffen uns in einer Woche wieder. Gleicher Ort, ungefähr gleiche Uhrzeit. *Zwinker*
Hochachtungsvoll,
Professor Jasper
Oh man, da hast du ja mal wieder einen Text gebastelt. Sehr gut geschrieben und ich glaube keine andere Katze weiß so gut über die eigene Verdauung bescheid 🙂
Danke Stephan 🙂
Möchtest Du auch ein Gläschen Pflaumensaft? *börp*
*Zwinkeraugen* Jasper
Danke Prof – Aufklärung muss sein, auch wenn es weh tut, aber ist ja nur zu unserem Besten 😀
Schnurrer Engel und Teufel
Was habt ihr denn da reininterpretiert? 😉 Tut doch gar nicht weh.
Ausserdem seid ihr doch fast ganz aufgeklärt.
*Zwinkeraugen* Prof