Dieser Artikel wurde am 11.06.2017 vollständig überarbeitet. Ein paar Dinge wurden etwas besser herausgestellt, bei anderen wurde der Fokus etwas reduziert, wie wir es mit dem heutigen, deutlich erweiterten Wissen, für ‘richtiger’ erachten. Wenn etwas von dem verschwunden ist, was hier vorher stand, dann war es nicht falsch, sondern es wurde durch das heutige Wissen und die seither gewonnene Erfahrung als unwichtig erachtet.


Frauchen und ich haben geforscht. Bei mir kann man ja noch sagen “Jugend forscht”. Bei Frauchen aber nicht mehr. Und die hat auch noch Dramatag und wird ein Jahr älter. Deswegen sagen wir einfach wir haben geforscht.

Weil ja Frauchen jetzt ein Rezept für die Rohfütterung hat, was 100% natürlich ist und alle Bedürfnisse deckt, hat sie sich dann eingehender mit dem Fett beschäftigt. Fett ist so eine Sache. Die wenigsten wissen dass Fett ein wesentlicher Bestandteil der kätzischen Ernährung ist und sind dem Denkmuster der Menschen verfallen, daß alles fettarm sein muss. Wobei neueste Studien zeigen, dass dies auch bei den Zweibeinern diskussionswürdig ist, raten Ernährungsforscher doch mittlerweile dazu Milch, Joghurt, Butter und Co. mit dem natürlichen Fettgehalt zu verwenden und auf Kunstprodukte der Chemielabore wie z.B. Margarine zu verzichten.

Bei uns Katzen ist es nämlich so, dass wir sowohl den Energiebedarf durch das Fett decken, als auch wichtige Nährstoffe daraus ziehen. Frauchen ist jetzt nur auf den Trichter gekommen sich mit den Fetten zu beschäftigen, weil sie wissen wollte, wie das mit dem Gänseschmalz und dem Weizenkeimöl in dem Rezept ist. Ist Gänseschmalz tatsächlich noch natürlich? Wie wird Gänseschmalz eigentlich hergestellt? Und sagt man nicht, dass sich gerade im Fett eines Tieres die meisten Schadstoffe ablagern? Und wie ist das mit den ganzen Ölen? Leinöl? Schwarzkümmelöl? Sind pflanzliche Öle für Katzen überhaupt verwertbar?

Aber lasst uns mal ganz vorne anfangen.

Die ganzen nachfolgenden Rechercheergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Nahrung roh gefütterter Katzen. Diese sind nicht 1:1 auf andere Lebewesen und Fütterungsmethoden übertragbar. Es gibt überhaupt nur 3 Tierarten, die diese Besonderheiten aufweisen – und diese 3 auch nicht alle in dieser Kombination. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass „die Katze“ einzigartig ist. (Wusst ich doch!) Die Recherche fand vor dem Hintergrund statt, dass ein möglichst natürliches Ergebnis gewünscht wurde. Auf synthetische Produkte oder die Hexenküchen der Dosenkosthersteller wird daher nicht, oder wenn überhaupt nur am Rande eingegangen. Lehnt Euch zurück und lasst Euch von uns ins Land der Fette entführen, da wo Schmalz und Lachsöl fließen. (*schlurp, schlurp*, was klebt denn da so?)
                                                                                       

Gerade beim Fett kann man am besten sehen, dass Katzen keine kleinen Hunde oder Mini-Menschen sind, unterscheidet sich der Fettstoffwechsel doch in einigen Punkten ganz dramatisch. So hat bei den Katzen das notwendige Enzym “delta-6-desaturase”, um Alpha-Linolinsäure aus pflanzlichen Materialien in die beiden Omega-3 Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) aufspalten zu können, keine Aktivität. Ebensowenig kann die Katze aus der Omega-6 “Mutter-Fettsäure” Linolsäure wegen exakt desselben Enzymdefizits die Arachidonsäure (AA) bilden.

Daher besteht ein zwingender Bedarf an unverschlüsseltem “AA” (wir sagen das so gerne) in der Nahrung und dies macht sie zur dritten „essenziellen“ Fettsäure, also ein Bestandteil, der zwingend in der Nahrung vorhanden sein muss. Wegen des ausschließlichen Vorhandenseins in tierischem Material macht es keinen Sinn, der Nahrung der Katze Leinöl, Rapsöl, Sojaöl oder andere pflanzliche Öle zuzugeben, da sie, was die „heiligen Drei“ angeht, keinen Nutzen daraus ziehen kann. Das hat Mutter Natur ziemlich pfiffig gelöst.

Neben den beiden Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA und der Omega-6 Fettsäure AA (schon wieder 😉 ) ist man mittlerweile sicher, dass die Katze auch die Alpha-Linolensäure (ALA), die Mutter aus dem Verbund der Omega-3 Fettsäuren und die Mami-Linolsäure (LA) aus dem Omega-6 Verbund benötigt. Weiterhin sind bei dem grandiosen Schauspiel des Fettstoffwechsels noch die Vitamine A, D, E und K in einer nicht unwichtigen Nebenrolle zu sehen. Der Oskar ginge aber vermutlich zu gleichen Teilen an die “AA”, die “EPA” und die “DHA”.

Das Fett in der Katzenernährung dient also einerseits zur Energiegewinnung und andererseits um daraus die notwendigen essenziellen Fettsäuren AA (hihi), DHA, EPA sowie ALA und LA zu ziehen, sowie als Träger der fettlöslichen Vitamine A,D,E und K. Außerdem enthält Fett viele Aroma- und Geschmacksstoffe, bzw. verstärkt diese, weswegen man uns manche Dinge damit besser unterjubeln kann.

Jetzt haben wir schon einiges über Omega und Alpha gefaselt und Euch kommt das mittlerweile bestimmt ziemlich griechisch vor. Deswegen kommen wir mal zu den Fettsäuren im Detail.

Es gibt einige Hauptgruppen bei den Fettsäuren. Dies sind gesättigte Fettsäuren, ungesättigte Fettsäuren und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. “Fettsäure” sagt aus, dass irgendwelche Carbonsäure-Atome und Glyzerin-Atome miteinander verknüpft sind in teilweise ziemlich langen Ketten in denen meist ein “HO” oder für uns besser “OH” irgendwo stehen haben. Manchmal auch ein “OH-HO” mit ganz vielen C’s was uns auch mal ein “OCH” entlockt. Die für die Katze interessanten Fettsäuren befinden sich alle in der Kategorie “mehrfach ungesättigte Fettsäuren” (PUFA) und dort in der Gruppe “Omega-n-Fettsäuren”. Beschäftigen wir uns zunächst mal damit.

Bei den Omega-n Fettsäuren bilden sich ganz schön lange Ketten von aneinandergereihten Atomen. Diese Anzahl findet sich dann auch im Lipidnamen wieder, der gerne in Nährstoffsuchdatenbanken aufgeführt ist.

So lauten die korrekten Namen unserer mittlerweile 5 Freunde:

Trivialname Lipidname Abkürzung Chemischer Name
Alpha-Linolensäure 18:3 (ω−3) ALA 9Z,12Z,15Z-Octadecatriensäure
Eicosapentaensäure 20:5 (ω−3) EPA 5Z,8Z,11Z,14Z,17Z-Eicosapentaensäure
Docosahexaensäure 22:6 (ω−3) DHA 4Z,7Z,10Z,13Z,16Z,19Z-Docosahexaensäure
Linolsäure 18:2 (ω−6) LA 9Z,12Z-Octadecadiensäure
Arachidonsäure 20:4 (ω−6) AA 5Z,8Z,11Z,14Z-Eicosatetraensäure

Die 5 Freunde haben auch noch eine Stalkerin, die erwähnen wir hier auch schon mal:

Gamma-Linolensäure 18:3 (ω−6) GLA 6Z,9Z,12Z-Octadecatriensäure

Für uns relevant sind jetzt erstmal nur die Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren. Hier haben wir einige Aha-Effekte gehabt, die wir gerne mit Euch teilen möchten.

So fördern Omega-6 Fettsäuren zum Beispiel entzündliche Prozesse, während Omega-3-Fettsäuren diesen entgegenwirken. Das steht immer irgendwo in einem Nebensatz, deswegen lassen wir uns das nochmal auf der Zunge zergehen: Omega-6-Fettsäuren sind in einem Übermaß konsumiert an Allergien, Arthritis und Hautkrankheiten schuld. Beim Menschen liest man auch von Rheuma, Multipler Sklerose, entzündlichen Darmerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sogar bei Krebs (sowohl bei Katz als auch Mensch) sollen die Omega-6-Fettsäuren das Tumorwachstum anregen. Sollen wir nochmal wiederholen? Nein? Sitzt? OK, dann weiter.

Omega-3 Fettsäuren stehen dagegen für das genaue Gegenteil. Unterstützen die Haut, wirken Entzündungen entgegen und unterstützen alles was mit Herz und Blutkreislauf zu tun hat. Hilfreich sogar bei Depressionen. Und auch bei Krebs sollen sie die gegenteilige Wirkung haben und Tumore in die Schranken weisen.

Und jetzt kommt der Aha-Effekt: Wie bei dem Calcium-Phosphor-(Magnesium)-Verhältnis gibt es ein gesundes Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 und ein ungesundes. Logisch wäre jetzt, dass mehr Omega-3 verzehrt werden müsste. Denkt man. Ist aber nicht so. Ein Verhältnis von 4,5 (Omega-6) zu 1 (Omega-3) wie beim Walnussöl reicht für den Menschen schon aus. Leinöl mit 1 (Omega-6) zu 4 (Omega-3) wäre dagegen perfekt, wenn man davon ausgeht, dass man ansonsten in anderen Speisen einen Überschuss hat und diesen ausgleichen möchte. Bei den Menschen ist das aber mittlerweile extrem ausgeartet und es gibt Verhältnisse von 150 (Omega-6) zu 1 (Omega-3) (Distelöl). Auch auf die Katzenwelt hat das einen Einfluss. Omega-3 wird nämlich in natürlichem Umfang gebildet, wenn z. B. das “Beutetier” sich von Gras und Kräutern, also von Pflanzenmaterial (auch Algen bei Meerestieren) ernährt. Wird es aber von Getreide (bzw. Soja) ernährt, wie es heutzutage üblich ist, dann ist der Anteil deutlich geringer. Butter ist z. B. so ein tierisches Fett und da liegen die irischen Kühe, die mit Weidegras ernährt werden ganz weit vorne. Das andere tierische Fett, was wir den Katzen üblicherweise als Rohfütterer dazugeben, aber teilweise gar keinen Plan haben wofür das überhaupt gut ist, ist Lachsöl. Lachsöl als Fischöl hat einen natürlich hohen Anteil an Omega-3 Fettsäuren. Wenn der Lachs jedoch – ihr ahnt es – mit seiner natürlichen Nahrung bestehend aus Krustentieren und Krebslaich und somit irgendwo in der Nahrungskette mit Algen ernährt wurde. Heutzutage ist es jedoch üblich Zuchtlachse mit Fischmehl aus Abfällen vermischt mit Getreide zu ernähren. Punkt. Erinnert Euch an etwas, oder? Tierische Abfälle und Getreide? Alles andere als artgerecht? Lila Dose? [kurze Pause für dramatische Musik].

Jetzt haben wir schon viel preisgegeben und sind uns gar nicht sicher, ob noch genug Dramatik für den Höhepunkt vorhanden ist, der ja immer im 2. Akt folgen sollte. Im 2. Akt wollen wir nämlich mal die ganzen Fettsäuren und Vitamine im Einzelnen aufführen:

Arachidonsäure “AA” (Omega-6 Fettsäure)
Ist zuständig eine Entzündungsreaktion hervorzurufen, damit der Körper einen Anreiz hat sein Immunsystem auf Dauerflamme zu halten. Bei zahlreichen Krankheiten wie Allergien, Entzündungen, Hautproblemen oder Herzkrankheiten ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Übermaß an Omega-6 Fettsäuren dafür gesorgt hat und es sollte nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, für ein gesundes Verhältnis der beiden Fettsäuregruppen gesorgt werden. Arachidonsäure ist zahlreich in Hirn, Muskeln und Leber von Tieren enthalten und ist trotz der bösen Eigenschaften nützlich und wichtig für Wachstum und Reparatur der Muskeln, Neuronen und die Neurologische Entwicklung.

Eicosapentaensäure “EPA” (Omega-3 Fettsäure)
Ist die Vorstufe der Docosahexaensäure. EPA arbeitet in Verbindung mit der Arachidonsäure. Ist nicht genug EPA vorhanden, nimmt die Arachidonsäure mit ihrer entzündlichen Wirkung Überhand. Bewirkt die Herstellung von sogenannten Eicosanoiden. Diese Hormone sind für unzählige Funktionen im Katzenkörper zuständig. Ob nun Entzündungen verschiedenster Art, Blutgerinnung oder das Immunsystem. Eicosapentaensäure beeinflusst diese Funktionen positiv.

Docosahexaensäure “DHA” (Omega-3 Fettsäure)
Ist vorwiegend in Kaltwasser-Meeresfischen vorhanden, die sich von Algen ernähren. Wichtig für Zellmembrane, Nervengewebe, die Netzhaut und Hirnfunktionen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zusätzlich zu den o.g. auch andere Fettsäuren wie die “Mutter-Fettsäuren” Linolsäure LA (Omega 6) und Alpha-Linolensäure ALA (Omega 3) als notwendig für alle Wirbeltiere und somit auch für die Katze erachtet werden.

Beim Thema Fettsäuren ist man erst in den letzten Jahren zu wirklich sinnvollen Ergebnissen gekommen. Während schon seit über 100 Jahren Vitamine und Mineralstoffe erforscht werden und auch Empfehlungen bekannt waren wurde erst seit 1980 überhaupt ein Gedanke an Fettsäuren verschwendet. Da nämlich, als auffiel, dass „Eisvölker“ überhaupt keine Herzprobleme kennen und dies der fischlastigen Ernährung zugeschrieben wurde, die man dann erst angefangen hatte zu erforschen. Es gibt Unmengen von guten Büchern, die aber für den Bereich der Fettsäuren auch als 5 Jahre alte Werke heutzutage schon völlig veraltet sind. Und wie man an der Furanfettsäure sieht wird da auch noch viel passieren in den nächsten Jahren.

Zurück zu den Fettsäuren.

Linolsäure konnte in einer Studie auch aus Sonnenblumenöl verstoffwechselt werden. Bei den “Muttersäuren” scheinen also auch pflanzliche Öle brauchbar zu sein. Da pflanzliche Öle bis auf 4 Ausnahmen (Leinöl, Rapsöl, Walnussöl, Perillaöl) ein viel zu hohes Omega-6:Omega-3 Verhältnis haben macht jedoch der Einsatz von pflanzlichen Ölen eigentlich keinen Sinn, zumal die notwendigen Fettsäuren EPA und DHA fehlen und dafür sowieso ein tierisches Fett/Öl eingesetzt werden muss. Eine weitere Ausnahme bei den pflanzlichen Ölen und der direkt verwertbaren Wirkstoffe sind Borretschöl und Nachtkerzenöl, welche einen hohen Gehalt an Gamma-Linolensäure aus dem Omega-6-Verbund aufweisen und bei vielen Hauterkrankungen (nachgewiesen) eine heilende Wirkung haben, während die alleinige Gabe von Fischöl keine Verbesserung bewirkt hat. Borretschöl hat einen Anteil von 20% an Gamma-Linolensäure und Nachtkerzenöl 10%.

Bei der Gabe von Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren ist durch die Wechselwirkung im Stoffwechsel ebenso ein Bedarf an Vitamin E und durch das Vitamin E wiederum  ein Bedarf am Antioxidants Selen vorhanden (Synergismus Vitamin E <-> Selen). Wenn der Anteil der Fettsäuren erhöht wird muss gleichzeitig auch der Anteil an Vitamin E erhöht werden. Selen ist in den Grundnahrungsmitteln der Katzenernährung i. d. R. ausreichend enthalten.

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