Da hatte die Anika letztens diesen tollen Artikel über die PMR-Fütterung (PMR=Prey Model Raw, also Katzenfutter nach Beuteart) geschrieben und da kam auch ein Futterplan drin vor, den man dabei braucht, um die ganzen Nährstoffteile irgendwie überwachen zu können. Und auf dem Futterplan, den wir schon etwas eher sehen durften, waren auch lebende “Crickets” drauf. Crickets sind Grillen und die Kumpels unter Euch die auch nach draußen dürfen werden jetzt sagen: “Ja klar, kenn ich. Die zirpen und wenn die im Magen sind dann zirpen die nicht mehr.”

Wir sind neugierig geworden, weil Frauchen ja schon immer davon erzählt hat, daß die das bei uns mal ausprobieren möchte. Und was war? Sie ist dann heute losgefahren, hatte ja noch einen Tag Urlaub, und hat uns in einem Reptilienladen Stoff besorgt. 2 Schachteln “Subadulte Wüstenheuschrecken”, 1 Schachtel “Große Steppengrillen” und 2 Springermäuse hat sie auch gleich eingepackt. Das mit den Mäusen war recht lustig. Als Frauchen danach fragte meinte der total nette, hippe Verkäufer: “Wir haben auch lebende Mäuse da.” Frauchen hatte vorher schon ein paarmal erwähnt, daß sie den Stoff für Katzen holt und guckte etwas wehmütig und sagte: “Ja, aber die sind ja für die Katzen, das darf ich ja nicht.” – Der Dealer und sein Dealerkumpel: Stille – etwas konsternierte Blicke. Man konnte quasi das gedachte “Na und?” hören 😉

Aber nee, das macht Frauchen nicht. (Schade…) Es gab also heute bei uns Grillen und Heuschrecken.

Die Viecher kommen in Plastikboxen, die luftdurchlässig sind und drinnen ist ein Stück Eierkarton und etwas Trockenfutter. Die können dort auch eine Weile drin bleiben, wenn dann trocknen die mit der Zeit aufgrund von Flüssigkeitsverlust quasi einfach aus und dem kann man entgegenwirken, wenn man den Heuschrecken abgeschnittenes Gras reintut und den Grillen ein ganz dünnes Scheibchen Gurke oder Möhre. Wenn die in der Wohnung entkommen sollten, dann ist (angeblich) nichts zu befürchten, die trifft man dann auf einer Pflanze wieder. So hatte das auch schon die Danni Jolene in der Katzen BARFen Gruppe gesagt (Danke nochmal). Und falls wir die gar nicht angerührt hätten, dann hätte Frauchen die auch raussetzen können, die würden keine ökologischen Schäden anrichten und den nächsten Winter eh nicht überleben. Soweit die Theorie.

Was hat das denn eigentlich mit Katzenernährung zu tun?

Nun, wer das Geschehen in der Welt etwas verfolgt hat sicher schon mitbekommen, daß es immer wieder ein Thema ist wie man den Hunger der Welt stillen kann. Mit einfachen und preiswerten Methoden. Proteinreich soll es zudem sein. Krabbelzeug spielt dabei eine große Rolle.

Der Werbeslogan klingt vielversprechend:

Insekten beinhalten sogar mehr Eiweiß als Fisch und Fleisch, haben viele Ballaststoffe und sind reich an Eisen, Zink, Selen, Magnesium und Phosphor.

Wenn wir uns die gekauften Arten mal genau anschauen, dann finden wir folgende Nährwerte:

Gryllus Assimilis (*kicher* Sie werden assimiliert, Erdling) – “Brown Silent Crickets”:
Wasser: 70% | Protein 19% | Fett 7% | Asche 1% | Kohlenhydrate 3%

Schistocerca Gregaria – “Desert Grasshoppers”:
Wasser: 65% | Protein 20% | Fett 11% | Asche 1% | Kohlenhydrate 3%

Hört sich doch katzenernährungstechnisch schon mal klasse an. Die perfekte Beute! Fehlt nur noch ein Blick aufs Detail:

Leider haben wir keine genauen Nährwerte für die beiden verwendeten Arten gefunden. Das Calcium/Phosphor-Verhältnis liegt bei ca. 0,7 etwas ungünstig. Aber ist ja auch klar bei einem Tier, welches keine Knochen hat. Dafür enthalten beide Arten den Stoff Chitin in ihrem Panzer, der wiederum ein natürlicher Phosphorbinder sein soll. Inwiefern das Chitin während des Verdauungsprozesses jedoch gleichzeitig eine Bindung bewirkt und ob es überhaupt verwertet werden kann müsste man noch recherchieren, zumal Katzen nicht über das Enzym Chitinase verfügen, im Gegensatz zu Hunden. Studien haben wir auf Anhieb nicht gefunden. Schade, wir dachten schon wir könnten als “Heuschreckenfänger der Menschen” eingesetzt werden und dann wieder wie im alten Ägypten als Götter verehrt werden. Naja, tut ihr ja schon, oder? ODER?

Säugetiere, die hauptsächlich Insekten in ihren Speiseplan aufgenommen haben verfügen über einen extra dafür ausgelegten Verdauungstrakt, damit der harte Chitinpanzer von großen Käfern oder so auch aufgeschlossen werden kann und keine Verletzungen verursacht. Katzen besitzen diesen nicht. Heuschrecken haben aber auch keinen harten Panzer.

Alles in allem also ein guter Spielspaß mit abschliessendem Erfolgserlebnis, eine ausschließliche Ernährung mit den Tierchen ist jedoch nicht empfohlen. 2 Stück haben wir heute aufgemampft. In Teilen.

Und so sah das bei uns in Bildern aus:

Frauchen konnte die natürlich nicht hungrig schlafen schicken und hat den Grillen ein Stück Gurke gegeben und den Heuschrecken ein paar Halme Gras. Nachdem beides regelrecht inhaliert wurde hatte sie so ihre Zweifel an der “draußen passiert nichts” Theorie… Einen Rasenmäher bräuchte man dann zumindest nicht mehr. Und Steingärten sind auch nicht häßlich. Wir könnten fast vermuten, daß die Wüstenheuschrecke nicht unschuldig daran ist, daß sie in der Wüste lebt…