Der Kohlenhydrat-Stoffwechsel
der Katze – Der Verdwarts-Express
Wir haben lange überlegt, wie wir Euch das aufbereiten können, daß ihr auch Lust habt zu verstehen wie das mit den Kohlenhydraten im Katzenkörper abläuft. Wir wollen Euch deshalb mal den „Verdauungs Express“ vorstellen, auch Verdwarts-Express genannt. Der ist gerade auf Gleis 9 ¾ eingelaufen und mindestens so magisch wie der bekannte große Bruder. Begleitet die Kohlenhydrate also mit auf dessen täglicher Reise. Normalerweise ist das nur ein One-Way-Ticket, von Pendeln kann man hier also nicht sprechen. Nur manchmal, aber das ist dann nicht gut, wenn der Express das nicht bis zum Ende schafft. Der fährt dann rückwärts und das ganz schön schnell.
Erster Halt: Mundhöhle: Bitte einsteigen! Türen schließen! Bei den Menschen springt jetzt für gewöhnlich noch die Amylase auf, das ist ein Enzym, welches den Express etwas beschleunigt, aber bei den Katzen steigt keiner zu. Vorbei rauscht der dann durch den Speiseröhrentunnel (Oesophagus) bevor die nächste Station in Sicht kommt. Die Reise dauert nur 1 Sekunde.
Zweiter Halt: Magen (Gaster): Und schwupps schon ist man da! Für die Kohlenhydrate ist das jetzt etwas langweilig. Da steigt nämlich nur der Pepsinogen zu. Der Pepsinogen muss jetzt einmal durch den Zug laufen, ist aber ne ganz feige Socke, deswegen geht der erstmal zur Salzsäure, die jetzt auch rege produziert wird und die macht den quasi zum Superman. Der heisst dann auch nicht mehr Pepsinogen sondern Pepsin und kann Eiweiß spalten. Das macht der jetzt schon mal. Der läuft also durch den Zug und spaltet schon mal die Eiweiße, die Säure kommt mit und sprüht einfach alle mit sich ein. Hört sich jetzt ein bisschen an wie „Verdwarts Chainsaw Massacre“ aber wir versichern Euch, das Massaker kommt noch. Das dauert ein paar gute Stunden und danach geht die Reise dann endlich weiter.
Dritter Halt: Dünndarm (bestehend aus: Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Hüftdarm (Ileum): Eigentlich steht der Zug hier nicht sondern fährt ganz langsam weiter. Die Fahrgäste sind jetzt alle ganz schön angesäuert. Hier steigt jetzt auch die Galle dazu und sprüht auch nochmal mit Gallenflüssigkeit rum, so daß die, die vorher ganz schön angesäuert waren jetzt alkalisch sind. Alkalisch ist das Gegenteil von sauer also sind die jetzt bestimmt ganz schön lustig. Wir wissen nicht genau ob das Sprichwort „lachend in die Kreissäge laufen“ eventuell daher kommt. Neben der Galle steigen jetzt auch Fermente aus den Drüsen dazu, das sind der Lieberkühnsche und der Brunnersche (voll die Machos) sowie die Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse. Da geht jetzt richtig die Post ab! Wer schon dachte der Pepsin wäre schlimm, der hat nicht den Maltase, Isomaltase, den Saccharase oder die Lactase kennengelernt. Da wird gespalten und gespalten. Oft auch erst der eine und dann der andere nochmal. Die milchverdauende Lactase ist immer nur am Anfang bei den Reisen dabei, wenn der Express noch ein Baby ist und so nach 6 Monaten schrumpft die ein und wird ganz klein mit Hut. Und irgendwann hat die so kurze Beine, daß die das gar nicht mehr mit auf den Verdwarts Express schafft. Manchmal schrumpft die aber gar nicht so stark und schafft das trotzdem noch eine ganze Weile mitzufahren. Mädchen halt. Wer schon von Anfang an ein Zwerg ist, ist die Amylase. Die ist schon nicht im Speichel vorhanden und hier ist die auch nur ganz winzig. Man spricht da von 5% Größe im Gegensatz zu dem Verdwarts-Express der im Hundeland fährt. Die kann auch nicht viel. Muss sie aber auch nicht.
Neben den oben genannten Serienkillern laufen da zur gleichen Zeit noch andere rum, die anderen sind auch viel, viel mehr, die konzentrieren sich aber nur auf Fette oder Proteine. Wir wollen aber hier allein die Kohlenhydrate begucken. Die Enzyme laufen da jetzt alle mit ihren Kettensägen rum und veranstalten voll das Massaker. Wir gucken uns die blutigen Taten von denen im nachfolgenden Reisebericht von der Familie Saccharid dann gleich nochmal näher an.
Die ganzen gespaltenen Kleinstsachen, die der Katzenkörper gebrauchen kann müssen jetzt aussteigen. Die landen alle in einem See, der heißt Chylus-See und dort gibt es Ungeheuer, das ist so wie Nessie in Loch Ness nur heißen die hier Mikrovilli und wohnen in der Villa äh Villi Intestinales, das sind kleine Häuser, die auf den ganzen Erhebungen (sog. „Zotten“) in dem See sitzen, auch unterirdisch. Die machen dann öfter mal die Türen auf und dann fließen die Glucose (aus Kohlenhydraten), die Fettsäuren und das Glyzerin (aus Fetten) und die Aminosäuren (aus Proteinen) in die unterirdischen Flüsse, die Blutbahn und die Lymphe. Der ganze Rest muss im Zug bleiben und für den geht die Reise jetzt weiter.
Vierter Halt: Blinddarm (Caecum): Der Bahnhof ist im Katzenland nur so ein ödes Gleis irgendwo in der Pampas. Da wird auch nicht groß gehalten, nur solange, daß ein paar Bakterien draufspringen können und das war es auch schon. Die lösen jetzt aus dem restlichen Futterbrei noch ein paar Vitamine raus und dann geht es auch schon weiter.
Fünfter Halt: Dickdarm (bestehend aus Grimmdarm (Colon) und Mastdarm (Rectum): Hier steigen jetzt noch mehr Bakterien dazu und wühlen in dem ganzen Schlachtfeld nochmal rum und suchen die letzten Vitamine da raus. Ansonsten ist voll tote Hose und das stinkt auch mittlerweile so. Wobei so tote Hose ist das gar nicht. Bei uns Katzen passiert jetzt hier der wichtigste Teil, da wird nämlich dem ganzen Fäkalzeug das Wasser entzogen, worüber wir unseren Wasserbedarf decken und das muss jetzt auch raus aus dem Zug, das wandert jetzt in die Nieren. Damit der Zug schön arbeiten muss und auch jede Biegung und Wendung mitnimmt sitzen im Zug noch die Ballaststoffe. Die machen den Zug zwar schön schwer (Ballast halt), sorgen aber auch dafür, daß der schön gleichmäßig da durchtuckern kann, jede Schleife mitnimmt und nicht überall aneckt und womöglich hinterher total klein geknautscht noch nicht mal durch das große Loch (am Ende des Tunnels) kommt. Die Strecke, die der Zug zurückgelegt hat ist bei der Katze übrigens deutlich kürzer als beim Menschen.
In Wirklichkeit ist das alles natürlich noch viel komplizierter, deswegen betrachten wir auch mal den Weg aus Sicht der Kohlenhydrate. Wer sich die Organe mal „in echt“ anschauen möchte findet auf den Seiten der Tierklinik Hamburg einige Fotos: Verdauungsorgane live (Achtung, könnten manche als eklig empfinden)
Lieber Professor Jasper,
mit diesem Artikel haben sie wieder einmal bewiesen, dass Katzen die besseren Intellektuellen sind!
Ich erwarte mit Spannung die Fortsetzung dieses nicht nur äußerst lehrreichen sondern ebenso spannenden und unterhaltsamen Artikels.
Hochachtungsvoll
Frodo aus Maunzdorfen
Lieber Frodo,
wir freuen uns, daß Du diesmal anscheinend alles auf Anhieb verstanden hast und wir danken Dir für die netten Worte. „Pssst…“ „Hey Du“ *Mantel aufmach* „Willste den 2. Teil?“ „Psssst, nicht so laut!“ – Wir treffen uns in einer Woche wieder. Gleicher Ort, ungefähr gleiche Uhrzeit. *Zwinker*
Hochachtungsvoll,
Professor Jasper
Oh man, da hast du ja mal wieder einen Text gebastelt. Sehr gut geschrieben und ich glaube keine andere Katze weiß so gut über die eigene Verdauung bescheid 🙂
Danke Stephan 🙂
Möchtest Du auch ein Gläschen Pflaumensaft? *börp*
*Zwinkeraugen* Jasper
Danke Prof – Aufklärung muss sein, auch wenn es weh tut, aber ist ja nur zu unserem Besten 😀
Schnurrer Engel und Teufel
Was habt ihr denn da reininterpretiert? 😉 Tut doch gar nicht weh.
Ausserdem seid ihr doch fast ganz aufgeklärt.
*Zwinkeraugen* Prof