Es ist für einen kätzischen Ernährungsexperten schon eine doofe Sache, wenn man ein Buch über das Essen mehrfach durchliest und sich dabei ständig die ganzen Fotos und Beschreibungen angucken muss.
Ich bin ja schon froh, dass das Wort „Hase“ oder „Kaninchen“ nicht in dem Buch vorkam.
Oh, wartet mal, da war es. *Sabber aus den Mundwinkeln wisch*
Also ich habe jetzt Hunger. Aber ihr wollt erstmal wissen, worum es überhaupt geht, oder?
Darum geht’s:
Dr. Natalie Dillitzer
BARF für Katzen
Kleine Tiger gesund ernähren
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64 Seiten, mit ca. 70 Farbfotos
Format: 16,5 x 20,0 cm, Klappenbroschur
7,99 € (D) / 8,30 € (A) / 11,90 CHF (SFr.)
ISBN: 978-3-8338-3465-3
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eBook-ePub
6,49 € (D) / 6,49 € (A) / 11,00 CHF (SFr.)
ISBN: 978-3-8338-4047-0
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Blick ins Buch bei G&U
Und so sieht das aus:
(Komm raus da, Du Menü, Du!)
Die Tante Natalie kennen wir ja schon von der „Tierärztlichen Ernährungsberatung„, ein Buch, das uns schon viele wichtige Infos geliefert hat, unter anderem haben wir dort das „metabolische Gewicht“ kennengelernt und die richtigen Bedarfswerte, aber da kommen wir gleich nochmal zu.
Anders als viele andere Tierärzte hat Tante Natalie bei der LMU München eine richtige Ausbildung zur Ernährungs-Spezialistin gemacht. Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik heißt das ganz genau. Wir haben im Netz auch schon mal das ein oder andere merkwürdige von ihr gelesen, vor allem unter dem Mädchennamen Zorn, aber man kann sich ja weiterentwickeln, so dass wir hier durchaus ein gesundes Maß an Skepsis an den Tag gelegt, aber ihr eine faire, neue Chance gegeben haben.
Und wir sollten nicht enttäuscht werden.
64 Seiten hat das Buch. Kann man ja nicht viel erwarten, oder? Weit gefehlt. Auch beim 5. Lesen begeistert einen die typische GU Druckqualität. Die für einen Ratgeber so wichtige Übersichtlichkeit – in einem Duden dürfte neben dem Wort ein GU-Logo prangen – das Papier und die hochwertigen Fotos machen immer wieder Freude, es in die Hand zu nehmen. Das umfangreiche Stichwortverzeichnis am Ende lässt erahnen, wie viele Informationen das Buch im Gepäck hat. Fast so wie die Tardis bei Doctor Who – von innen viel größer als man von außen denkt.
Es gibt eingangs ein paar Informationen zu der Katze als Fleischfresser und ihrem Stoffwechsel. Faszinierend, dass man so viele korrekte Details einfach und verständlich auf so wenige Seiten packen kann. Natalie Dillitzer hatte ja mal eine großangelegte Aktion durchgeführt, bei der BARFpläne überprüft wurden und dabei bei sehr vielen gravierende Unterversorgungen festgestellt wurden. Auf Seite 8 klärt sie auf:
[…] ,schwerwiegende Mängel sind vor allem im Bereich der Spurenelemente wie Jod, Kupfer und Zink festzustellen.
Aha, sehr interessant. Spurenelemente sind oftmals wichtige Sparingspartner für Enzyme, sog. „Coenzyme“ ohne die das Enzym nicht vernünftig arbeiten kann.
„Ich kann so nicht arbeiten!“ (Das Enzym)
Müssen wir beizeiten mal überprüfen, wie das bei uns aussieht. Ah, Kupfer ist in Leber enthalten, Zink in dem Fell von ganzen Beutetieren. Sehr interessant.
Und in dem Stil geht es weiter. Wir haben noch einige Dinge gelernt, die Informationen sind soweit alle korrekt, nur bei dem leidigen Thema Kohlenhydrate gehen wir nicht immer konform mit ihr. Interessant ist der Teil über die Fleischsorten, wo der Unterschied zwischen Bindegewebe, Muskelgewebe und dem unterschiedlichen Stoffwechselabbau erläutert wird.
Bei Frau Dillitzer haben wir die unglaublich wichtige Thematik des „metabolischen Gewichts“ gelernt. Das ist ja auch logisch, dass man die Nährstoffe nicht so einfach nach dem Gewicht berechnen kann. Eine 5kg Katze hat gegenüber einer 2,5kg Katze nicht automatisch doppelt so viel Blut, ein doppelt so großes Herz, etc. Vor allem wenn es um Übergewicht oder Untergewicht geht sind die im Netz verbreiteten Angaben von „x mg pro kg Körpergewicht“ grob gesagt missinterpretiert. Wie es tatsächlich geht zeigt Frau Dillitzer in ihrem ersten Buch „Tierärztliche Ernährungsberatung“ und dort werden die vom NRC angegebenen Werte für das Gewicht mit einem Faktor „hoch 0,75“ berechnet und so ergeben sich viel logischere Bedarfswerte. Diese sind für eine Standard 4kg Katze im Buch angegeben, mittels App kann man sich auch Bedarfswerte für schwerere Rassen mit 6 und 8 kg anzeigen lassen. Das metabolische Gewicht – eine Erkenntnis, die einfach zu einem Buch im Jahre 2014 dazugehört.
Es folgen Informationen über die ganzen Nährstoffe, ein wunderbares Negativbeispiel wird angegeben – findet man sonst auch nicht in anderen BARF-Büchern, es geht nach der Hälfte des Buches über in den Praxisteil mit den ersten Rezepten und Erläuterungen. Apfel und Haselnuss erscheinen ungewöhnlich, aber durchaus interessant. Der geriebene Apfel enthält Pektin, die Haselnuss Mangan. Aha. Alle Rezepte sind solide. Kartoffeln finden wir doof. Der erwähnte Mineralmix wird eingangs auch näher erläutert was er enthalten soll. Der unsichere BARFer wird ihn bei Frau Dillitzer bestellen – dafür hat sie einen eigenen Shop – der erfahrene BARFer nutzt einen anderen Mix oder weicht auf natürliche Zutaten aus, die ebenfalls beschrieben sind.
Auf Seite 50 könnten wir Frau Dillitzer mal freundschaftlich auf die Schulter klopfen, dort ignoriert sie als erste Autorin eines deutschen BARF-Buches für Normalsterbliche nicht die unglaublich wichtigen Enzyme. Die Futterumstellung soll langsam erfolgen, damit sich die Enzymausstattung des Magen-Darm-Traktes anpassen kann. Jawoll! So ist das!
Leider endet der freundschaftliche Schulterklopfer auf der nächsten Seite in einem kleinen Knuffer in die Seite. Die Kombinationsfütterung mit Trofu und Dofu kann man erwähnen, muss man aber nicht *find* Vor allem nicht mit den Beispielen der von MARSmenschen produzierten Erzeugnisse. Die Leute sollen gefälligst BARFen *aufstampf*
Das nachfolgende Kapitel zu den Problemen, die auftreten können und wie man sie in den Griff bekommt sowie das BARFen bei Krankheiten ist erwartungsgemäss knapp bei einem 64-Seiten-Buch. Dennoch werden für die „Standardkrankheiten“ Beispielrezepte aufgeführt.
Mit all den Informationen und den Hinweisen im Praxisteil – auch zu Zubehör, Lagerung und Hygiene – kann man jetzt anfangen zu BARFen. Ja, wirklich. Ist alles drin.
Alles in allem ein wunderbar rundes Buch für Anfänger und auch viele Fortgeschrittene. Wenn man den Preis noch mit einbezieht ist es einfach unschlagbar. Würde jeder Anfänger so BARFen, dann könnte man wunderbar darauf aufbauen. Beutetiere, andere BARFmethoden, detaillierte Diskussionen zum Thema BARFen muss man dann woanders führen oder auf ein englischsprachiges Buch ausweichen, aber für den Preis so viele korrekte Informationen auf dem Stand des Jahres 2014? Holla die Katzfee!
Ergänzend zu dem Buch kann man sich die GU Heimtier App herunterladen, die es für alle gängigen Smartphone OS gibt. Wir haben uns die Android Version aufs Tablet geladen und konnten so noch wertvolle Zusatzinformationen nutzen, die man sich sogar per email zuschicken lassen kann und auch sollte. „Wissensgoodies“ sind leider nur 3 enthalten, die anderen sind zwei Fotosessions und ein Video.
Wer an dem Buch interessiert ist sollte am 23.04. nochmal bei uns reinschauen, dann haben wir eine tolle Überraschung für euch *anfix*
In diesem Sinne:
Frohe Ostern!
PS: keine Angst, mir geht es gut. Frauchen hat nur kurz Käse mit mir gemacht.
PSS: Hase? Wo ist mein Hase? *aufhorch*
Wie immer sehr interessante Rezension die in diesem Fall die Frage aufwirft: hmmmmm, sollt ich mir das vielleicht doch kaufen? 😛
Das Buch sieht sehr interessant aus, denn Futterthema interessant ist ! Die Tante Nathalie ist nett, über Katzenfutter zu schreiben ! Schnurren
Klingt auf jeden Fall spannend. Mal sehen, was wir dazu zu maunzen haben, wenn wir es endlich mal durchgearbeitet haben *zurdosischiel*
Interessante Rezension, interessante Lektüre. Vielen Dank.