Die Frage stellen wir uns immer wieder. Wir lesen ja unglaublich viel auf englischsprachigen Seiten, die dem Gesetz der Landkarte zufolge auch zumeist aus Nordamerika kommen. Mit ein Grund, warum es bei uns zum Beispiel keine Futtersorten gibt, die in den USA oder Kananda hergestellt werden ist der fehlende Informationsfluss, was eben diese Rückrufaktionen angeht. Warum das überhaupt erwähnt wird und warum es überhaupt einen ganzen Artikel dafür gibt liegt daran, daß es in diesem Jahr alleine 104 Katzenfutter oder Snacks gab, die wieder zurückgerufen wurden aus den unterschiedlichsten Gründen. Könnt ihr Euch daran erinnern wie viele Futter oder Snacks das hier bei uns waren?
Wenn ihr Euch nicht daran erinnern könnt, dann liegt ihr richtig. USA: 104 – Germany: 0
Der letzte Rückruf in Deutschland war im Jahr 2007. Eher indirekt verursacht durch Nestlé USA, deren Produkte auch in Europa vertrieben wurden.
Und dabei ist dies gar nicht so unwahrscheinlich. Hinter den besseren EU Verordnungen können wir uns auch nicht verschanzen. Wie schon Lena Landwerth im Pfotenhieb Artikel ‚Kommt die nächste Futterrückruf-Welle?‚ sagte: „Heutzutage stellt kaum ein Futterhersteller seine Marken in der eigenen Produktionsstätte her. Die Zutaten kommen aus Indien, produziert wird in China.“
Daran hat sich nicht viel geändert. Wenn wir uns die Etiketten von ein paar unserer Döschen so anschauen, dann finden wir bei Miamor „Feine Filets mit Huhn & Kürbis“- eine Marke des deutschen Herstellers „Finnern“ den kleinen Vermerk „Product of Thailand. Nehmen wir uns mal die nächste Dose vor. Gimpet „Hühnchen mit Garnelen“ vom deutschen Traditionsunternehmen H. von Gimborn GmbH. Links neben dem Barcode: „Product of Thailand“. Und eine dritte Dose Ergänzungsfutter haben wir auch hier. „Salmone al Naturale“ von Schesir – ein italienisches Unternehmen. Und *hoppla* was ist das? Direkt unter der Gewichtsangabe: „Product of Thailand“. Thailand scheint irgendwie eine Hochburg für Katzenfutter zu sein. Aber eine gute – denn Rückrufaktionen haben wir ja bisher keine von denen gehabt. Oder?
Schauen wir uns mal genauer an um welche Rückrufaktionen es sich in diesem Jahr in den USA gehandelt hat. Eine tolle Übersicht findet man auf den Seiten der AVMA (American Veterinary Medical Association): Pet Food Safety Recalls and Alerts
Und dort kann man scrollen und scrollen und scrollen. Schnell sieht man, daß nicht nur kleine, unbekannte Firmen betroffen sind, sondern auch große Firmen. Iams zum Beispiel – wegen Salmonellen. Eukanuba, Purina bei den Hunden – auch wegen Salmonellen. MARS bei den Hunden wegen Plastikstücken im Futter. „Taste of the Wild“ wegen Salmonellen – ein Futter, was auch hier in Deutschland verkauft wird. Dann gibt es Rückrufe wegen zu viel oder zu wenig Vitamin D, wegen zu wenig Vitamin B1, wegen Antibiotika-Rückständen.
Die Frage ist: Warum ist das so? Merkt man das bei uns einfach nur nicht oder sind die Hersteller hier einfach besser kontrolliert? Wenn das Futter von EU-Firmen aus Thailand kommt, wo kommt dann das von den US-Firmen her? Kommt es tatsächlich ganz woanders her? Wer sorgt bei uns dafür, daß nichts im Futter enthalten ist, was dort hineingehört?
Wir wollen in den nächsten Wochen mal eine Reihe von Herstellern anschreiben und versuchen der Sache auf den Grund zu gehen und werden uns mit den Ergebnissen wieder bei euch melden.
Ja, das ist tatsächlich eine sehr gute Frage…
Tatsächlich gibt die Futtermittelverordnung vor, dass „eine erneute Prüfung des Futtermittels angeordnet werden (kann), wenn Grund zur der Annahme eines Rechtsverstoßes vorliegt“. Für die Futtermittelüberwachung sind aber wiederum die Bundesländer zuständig.
Egal, wie schnell Behörden und Hersteller in diesem rechtlichen Wirrwarr aus Zuständigkeiten reagieren, benötigt das Testen und Identifizieren der fraglichen Futtersorten Zeit. Bis alle in den Regalen stehenden Futtermittel aus dem Handel genommen und die Öffentlichkeit informiert wird dauert es noch länger. Und natürlich sind die Unternehmen auf ihren guten Namen bedacht und wählen oft so den so genannten „stillen“ Rückruf, einer ausschließlichen Rücknahme der ausgelieferten Produkte aus Großmärkten und Supermarktregalen.
Übrigens: Aus dem Ausland importierte Waren müssen den EU-Richtlinien gerecht werden… Das ist natürlich für viele Hersteller kostspielig und rechnet sich beim relativ kleinen deutschen Markt kaum.
Im September-Heft 2011 des Pfotenhieb gab es übrigens einmal einen ausführlichen Artikel hierzu! Bei Interesse stelle ich gerne weitere Quellen zur Verfügung.
Hallo Lena,
das mit dem stillen Rückruf haben wr schon mal bei Hundefutter wegen Plastikteilen mitbekommen. Was mich noch interessieren würde wäre der Unterschied zwischen US und EU Richtlinien. Was müssten die Hersteller ändern um den Richtlinien gerecht zu werden? Wenn Du da etwas hättest wäre das super.
Und ich sollte vielleicht doch noch das Nachbestellangebot von den fehlenden Pfotenhieb-Ausgaben in Anspruch nehmen 😉
Liebe Grüße,
Silke
Oh. Ich gehe nachher mal in den Keller – Dosenetiketten lesen! Vielleicht kann ich mit ein paar weiteren Länderangaben aushelfen… 😉
Ich bin wirklich gespannt, ob dir befriedigende Auskünfte erteilt werden. Vermutlich werden sie dich abwimmeln oder mit den üblichen Phrasen abspeisen…
Liebe Grüße…
Ja, da bin ich auch gespannt. Ich habe ja selbst einmal Plastikstücke in einem Futter gehabt und werde mal nachfragen, warum die damals keine Rückrufaktion durchgeführt haben. Auch die Aussage warum es so viele Salmonellen-Fälle dort gibt und bei uns ‚keinen einzigen‘ interessiert mich brennend.
LG Silke
Und wieder mal bin ich froh über ‚unsere‘ Entscheidung zu barfen 😀
Ich denke mit ein Grund für die ’schnelleren‘ oder ‚öfftenlicheren‘ Rückrufaktionen in USA ist die dortige Gesetzgebung. In einem Land, wo jemand den Hersteller der Mikrowelle erfolgreich! verklagen kann, weil er seinen Hund in der Mikrowelle trocknen wollte und der *Hoppali* dabei zerplatzt ist wie eine aus 100 m Höhe fallende Wassermelone sichern sich Hersteller durch so eine Rückrufaktion ja auch ab. Bzw. verhindern, dass noch mehr potentielle Kläger auftauchen könnten.
Und Du sagst bei den Maden was von eklig 😉 tsss… Aber der Klage-Aspekt ist ein guter Ansatz. Müsste man mal recherchieren, ob es schon erfolgreiche Klagen gab.
Ich hab in den letzten Jahren schon bei zwei verschiedenen Katzenfuttermarken Plastiksplitter im Futter entdeckt. Zur Sicherheit durchsuche ich es aber jedes Mal genau, bevor ich das Futter meinen Jungs serviere.
Zum Teil wird auch gebarft, aber zum Frühstück wollen die beiden Herrn lieber Nassfutter als Fleisch
Hallo Michi,
wir haben letztens auch im Rohfleisch ein Metallteil bei der Sorte Reh erwischt 😉 Das findet nicht nur bei Nassfutter statt. Aber auch da haben wir schon Plastikteile gefunden und einmal bei einer ganzen Charge einen sehr angebrannten Geruch und eine Rückrufaktion gab es auch nicht. Seitdem durchsuche ich jetzt auch alles *seufz*
Liebe Grüße,
Silke
Hallo Silke, ehrlich gesagt muss ich bei den US Richtlinien passen – ich kann mich hierzu aber gerne informieren. Die zuständigen Verordnungen habe ich schon herausgesucht und unten die Links eingefügt – gib mir nur ein paar Tage Zeit, sie durchzugehen. Aktuell ist es hier mit ein paar neuen Projekten und familiärem Chaos etwas – nun ja, chaotisch 😉 Bezüglich der Änderungen kann ich so viel verraten: Wenn Hersteller aus Übersee nach Deutschland importieren möchten, muss das Futter allen deutschen Richtlinien der Futtermittelverordnung genügen – das gilt sowohl für Zusammensetzung als auch für die Deklaration und die Verordnungen zu den Herstellungsstätten selber. Die EU-Verordnung 1774/2002 definiert beispielsweise drei Risiko-Kategorien für tierische Nebenprodukte und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen für Transport, Verwertung und Beseitigung. Um Kreuzkontamination zwischen belastetem und unbelastetem Material verschiedener Risikogruppen zu vermeiden, schreibt die EU Tierfutterherstellern zum Beispiel die „völlige Trennung der Gebäude“ zwischen Schlachthof und Verarbeitungsbetrieb vor. Alle Verarbeitungsanlagen müssen von der „zuständigen Behörde“ zugelassen werden – auch dann, wenn der Hersteller im Ausland sitzt. Und das ist natürlich teuer… Der Link zur Futtermittelverordnung: http://www.gesetze-im-internet.de/futtmv_1981/index.html#BJNR003520981BJNE005210377 Regulation for pet food, USA: http://www.fda.gov/AnimalVeterinary/ResourcesforYou/ucm047111.htm Industry recall information: http://www.fda.gov/Safety/Recalls/IndustryGuidance/default.htm Pet food recalls: http://www.fda.gov/AnimalVeterinary/SafetyHealth/RecallsWithdrawals/default.htm
Hallo Lena,
was mich nur wundert ist zum Beispiel die Sache mit Thailand. Ich vermute mal einfach, daß es ein und dasselbe Unternehmen ist. Wenn es dafür eine EU Zulassung gibt, dann müsste das für amerikanische Firmen ja nur reine Formsache sein. Und was ich mich auch frage ist die Sache mit den amerikanischen Futtersorten, die ja hier durchaus schon mal vertrieben wurden/werden und sicherlich keine EU Zulassung hatten/haben. Das wäre dann ja eigentlich nicht zulässig das hier überhaupt zu vertreiben, oder verstehe ich das falsch?. Andererseits wiederum frage ich mich wer das kontrolliert. Es gab ja schon einige Sachen, die ich mir wegen der fehlenden Zulassung nicht direkt zuschicken lassen konnte, aber wenn Chris mir das geschickt hat habe ich es auch schon mal beim Zoll abgeholt – als Katzenfutter deklariert – und konnte es problemlos mitnehmen.
Witziges Thema. Bei jeder Frage tut sich eine neue Tür auf 😉
LG Silke
Die Mehrzahl der Futterdosen aus meinem Vorrat sind ‚Made in Germany‘. Anhand der Herstellercodes auf den Dosen läßt sich schnell feststellen, dass die verschiedensten Futtermarken bei ein und demselben Hersteller produziert werden. Immerhin – auf den Websites von z.B. Seitz GmbH und Landguth, den Produzenten diverser Futtermarken, wird auf die Einhaltung von Lebensmittelstandards und die Belieferung durch regionale Erzeuger verwiesen…
Liebe Grüße von Christina
Das sind tolle Hinweise! Danke, Christina. Da muss ich gleich mal spionieren gehen. Ich vermute, daß es sich in Thailand auch um ein- und denselben handelt. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.
LG Silke
Ich habe noch einmal nachgeforscht, allerdings nur oberflächlich. Eine Rückrufaktion an sich scheint in den USA nicht anders abzulaufen als in Deutschland. Je nach Dringlichkeit gibt es drei verschiedene Rückrufklassen und die Möglichkeit eines „stillen“ Rückrufes wie in Deutschland („market withdrawal“), wenn das Problem nicht verheerend ist.
Dass es mehr Rückrufaktionen aus/in den USA zu geben scheint, könnte tatsächlich mit möglichen Klagewellen zusammenhängen – oder damit, dass es hier durch den größeren Käuferkreis einfach viel mehr Futtersorgen gibt – darunter auch viele minderwertige.
Meiner Meinung nach wird mit dem Thema in den USA sehr viel offener umgegangen als in Deutschland. Die FDA zeigt genau auf, wann welche Schritte unternommen werden und Kunden haben sogar die Möglichkeit, Beschwerden und Bedenken online zu äußern: http://www.fda.gov/ForConsumers/ConsumerUpdates/ucm048192.htm#Investigation
Soweit zum ersten Überblick!
Viele Grüße,
Lena
Hallo Lena,
irgendwie komisch, daß ich Deine Kommentare immer neu freischalten muss *seufz* Sorry dafür, eigentlich sollte das automatisch gehen.
Vielen lieben Dank für das Nachhaken. Du musst natürlich nicht meine Recherchearbeit übernehmen 😉 Das mit dem stillen Rückruf werde ich hier mal bei den lokalen Supermärkten erfragen, die müssten mir ja sagen können ob die schon mal Produkte aus dem Regal nehmen sollten. Hier kann/muss man sich ans Kreis-Veterinäramt wenden wenn man fragwürdige Dinge am Futter feststellt, da werde ich auch einmal nachfragen ob jemals schon jemand etwas reklamiert hat.
Insgesamt ein wirklich spannendes Thema und vielen Dank für Deine Mithilfe. Ich glaube da werden sehr interessante Ergebnisse bei rauskommen.
LG Silke
Hi Silke, das mit Thailand ist interessant, Du hast Recht! Eventuell liegt es daran, dass die Hersteller selber aus Deutschland stammen und nur Produktionsstätten im Ausland nutzen?
Zu US-Herstellern: Eagle Pack hat sich ja beispielsweise 2009 als Antwort auf die EU-Verordnung EU 1774/2002 aus den europäischen Markt zurückgezogen. http://www.pfotenhieb.de/2013/01/02/die-burokratie-des-katzenfutters-die-eu-verordnung-17742002-und-ihre-folgen/ Es scheint, als seien diese Verordnungen relativ neu…
Viel Spaß beim Recherchieren! 🙂
Lena
Danke für den Denkanstoß! Stimmt, warum gibt es bei uns so was nicht 😯 Wir sind sehr gespannt, ob du bei den Herstellern Antworten bekommen wirs.
Schnurrer Engel und Teufel
Voll spannend das Thema. Ein paar Recherchen haben wir schon getan 🙂
Hallo Silke,
kleine Metallteile sind bei Wild nichts ungewöhnliches, weil Wild geschossen wird. Ich weiß nicht, wie es ausschaut, wenn man es an der Fleischtheke kauft – ob die es vor dem Verkauf vielleicht noch durch den Metalldetektor jagen? -, aber wenn man direkt beim Jäger kauft, wird man eigentlich auch darauf hingewiesen. Ist zumindest meine Erfahrung. Also nichts besorgniserregendes und bei Wild einfach gut drauf achten, bevor unsere Fellpopos sich noch ein Zähnchen abbrechen.
Liebe Grüße
Nina
Hallo Nina,
ich hatte noch ein wenig recherchiert und dabei unangenehme Tatsachen zu Bleigeschossen herausgefunden. Blei als hochgiftiges Schwermetall. Da möchte ich auch nicht, daß das eine Weile im Fleisch verbleibt bevor ich das dann „finde“. Ich finde ein Metalldetektor ist bei großen Fleisch“produzenten“ einfach Pflicht. Vom Jäger würde ich persönlich nur Fleisch kaufen, welches nicht mit Blei geschossen wurde.
LG Silke
Hallo Silke,
gibt es hierzu eigentlich einen zweiten Teil?
LG Pia
Hallo Pia,
ist schon seit Ewigkeiten halb fertig in der Schublade. Meinste wir sollen den mal fertig stellen? 😉
LG Silke
Hallo Silke,
Na das sind ja Töne ? ich bitte darum ? ist ein sehr interessantes Thema.
LG Pia